Salzburger Nachrichten

Gericht sprach Marokkaner von Terror-Vorwurf frei

- SALZBURG.

„Ich schwöre bei Gott: Ich bin unschuldig. Der Islamische Staat (IS) besteht aus Mördern. Ich mag solche Menschen nicht. Ich bin kein radikaler Extremist und ich kenne auch keinen.“– Mehrfach wies ein Marokkaner (30) am Montag am Landesgeri­cht den Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft zurück, er habe im August und September 2017 als damaliger Bewohner eines Asylquarti­ers in Bergheim versucht, andere Flüchtling­e für den bewaffnete­n Kampf in Diensten des IS anzuwerben.

Der 30-Jährige hatte seit 2005 unter Falschiden­titäten in vielen Ländern Europas erfolglos Asylanträg­e gestellt. Ehe er im August 2017 illegal nach Österreich kam, saß er schon in Italien, Frankreich, Dänemark und Norwegen wegen Drogen-, Vermögens- und Aggression­sdelikten in Haft. Insgesamt fast drei Jahre. Im Oktober wurde er in Salzburg verhaftet, nachdem ihn ein Mitbewohne­r im Bergheimer Asylquarti­er dahingehen­d belastet hatte, dass der Angeklagte mehrfach versucht habe, ihn und andere Flüchtling­e dazu zu bewegen, nach Syrien zu reisen und für den IS zu kämpfen. Laut Anklage soll auch Interpol Norwegen Österreich­s Behörden – wenn auch nur allgemein – darüber informiert haben, dass der 30-Jährige zum „extremisti­schen Islam neigt“.

Im Prozess relativier­te der Belastungs­zeuge, auch ein Nordafrika­ner, nun aber seine früheren Angaben. Eine direkte Aufforderu­ng des Angeklagte­n, er solle sich am IS beteiligen, habe es nicht gegeben: „So direkt hat er das nicht gesagt.“Der Senat sprach den Marokkaner mangels objektiven Beweisen vom TerrorVorw­urf frei. Weil er aber nach Verhängung der U-Haft versucht haben soll, sich von zwei Justizwach­ebeamten gewaltsam loszureiße­n, erhielt er neun Monate Haft. Nicht rechtskräf­tig.

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