Wäre der Mensch kein Allesfresser – dann gäbe es keine Gourmets
Was tun, wenn Tiere zur Landplage werden? Zwei Politiker sagen: „Aufessen!“Das gilt übrigens auch für grauslige Nacktschnecken.
Gourmets aufgepasst! Bald ist die lombardische Ortschaft Gerre de’ Caprioli um eine Delikatesse reicher. Hier wurde der Bürgermeister Michel Marchi ohne Unterlass mit Beschwerden über die zügellose Vermehrung von Biberratten am Flussufer des Po konfrontiert. Schließlich meinte er: „Wenn euch die Biberratten stören, dann esst sie doch einfach auf.“Dieser Vorschlag leuchtet ein. Nagetiere nagen nicht nur. Auch der Mensch nagt gern am Nagetier. Und Biberratten schmecken auch deutlich besser als Hasen. Davon kann man sich nun in Kürze in den Restaurants in und rund um Gerre de’ Caprioli überzeugen. Wer weiß? Vielleicht belebt der umtriebige Bürgermeister mit dieser Initiative sogar die fantasievolle Küche der alten Römer. Biberratten würden sich thematisch sehr gut in ein altrömisches Menü mit Otternasen, Flamingozungen, frittierten Mäusen, Pfauenleber, Siebenschläfer sowie Grasmücken in gepfefferter Eidotterhülle einfügen.
Auch der thailändischen Küche steht in diesen Wochen eine kulinarische Innovation bevor. Plaek Thepparak, der Bezirksvorsteher von Mueang, hatte es gründlich satt, dass Tauben die Getreidekörner von den Feldern fressen. Außerdem überziehen sie Gebäude und wertvolles Regenwasser mit Kot. Die Lösung des Politikers: Die Bewohner der Provinz Lop Buri, erhalten für jede gefangene Taube zehn Baht (0,26 Euro). Dann kommen die Tiere in Quarantäne, wo ihre Eignung zum Verzehr untersucht wird. Es gibt auch schon Kochwettbewerbe, bei der die besten Zubereitungsarten prämiert werden. Als aktueller Favorit gilt Gebratene Taube mit Papayasalat.
Der Ansatz, Landplagen einfach aufzuessen, dürfte in der DNA des Menschen enthalten sein. Schon Cicero hatte in seinem Werk De natura deorum (Vom Wesen der Götter) darüber philosophiert. Dort erfahren wir, dass im alten Rom das Schwein auch deshalb eine be- liebte Speise war, weil es viele Junge kriegt. Ein Pferd kriegt nur eines. Es war also klug, Pferde zu reiten und Schweine zu essen. Versuchen Sie sich vorzustellen, die Römer hätten umgekehrt gehandelt. Sie wären nicht einmal bis Südtirol gekommen. Halten wir also fest: Der Mensch ist ein wählerischer Allesfresser. So hat der Franzose Michel Lotito – kein Scherz – sogar eine Cessna 150 verspeist. Wäre er 2007 nicht schon gestorben – er hätte womöglich das Salzburger Verkehrsproblem aufgegessen.
Derzeit gäbe es in Niederösterreich eine Maikäferplage zu vertilgen. Als Suppe schmecken Maikäfer super nach Flusskrebsen. Sogar für Nacktschnecken hätten wir ein Rezept: Kaufen Sie lebende Zucht-Weinbergschnecken. Diese fressen die Gelege der Nacktschnecken. Dann können Sie die Weinbergschnecken mit Knoblauchbutter backen. Schmeckt köstlich!