Salzburger Nachrichten

Wäre der Mensch kein Allesfress­er – dann gäbe es keine Gourmets

Was tun, wenn Tiere zur Landplage werden? Zwei Politiker sagen: „Aufessen!“Das gilt übrigens auch für grauslige Nacktschne­cken.

- Peter Gnaiger

Gourmets aufgepasst! Bald ist die lombardisc­he Ortschaft Gerre de’ Caprioli um eine Delikatess­e reicher. Hier wurde der Bürgermeis­ter Michel Marchi ohne Unterlass mit Beschwerde­n über die zügellose Vermehrung von Biberratte­n am Flussufer des Po konfrontie­rt. Schließlic­h meinte er: „Wenn euch die Biberratte­n stören, dann esst sie doch einfach auf.“Dieser Vorschlag leuchtet ein. Nagetiere nagen nicht nur. Auch der Mensch nagt gern am Nagetier. Und Biberratte­n schmecken auch deutlich besser als Hasen. Davon kann man sich nun in Kürze in den Restaurant­s in und rund um Gerre de’ Caprioli überzeugen. Wer weiß? Vielleicht belebt der umtriebige Bürgermeis­ter mit dieser Initiative sogar die fantasievo­lle Küche der alten Römer. Biberratte­n würden sich thematisch sehr gut in ein altrömisch­es Menü mit Otternasen, Flamingozu­ngen, frittierte­n Mäusen, Pfauenlebe­r, Siebenschl­äfer sowie Grasmücken in gepfeffert­er Eidotterhü­lle einfügen.

Auch der thailändis­chen Küche steht in diesen Wochen eine kulinarisc­he Innovation bevor. Plaek Thepparak, der Bezirksvor­steher von Mueang, hatte es gründlich satt, dass Tauben die Getreidekö­rner von den Feldern fressen. Außerdem überziehen sie Gebäude und wertvolles Regenwasse­r mit Kot. Die Lösung des Politikers: Die Bewohner der Provinz Lop Buri, erhalten für jede gefangene Taube zehn Baht (0,26 Euro). Dann kommen die Tiere in Quarantäne, wo ihre Eignung zum Verzehr untersucht wird. Es gibt auch schon Kochwettbe­werbe, bei der die besten Zubereitun­gsarten prämiert werden. Als aktueller Favorit gilt Gebratene Taube mit Papayasala­t.

Der Ansatz, Landplagen einfach aufzuessen, dürfte in der DNA des Menschen enthalten sein. Schon Cicero hatte in seinem Werk De natura deorum (Vom Wesen der Götter) darüber philosophi­ert. Dort erfahren wir, dass im alten Rom das Schwein auch deshalb eine be- liebte Speise war, weil es viele Junge kriegt. Ein Pferd kriegt nur eines. Es war also klug, Pferde zu reiten und Schweine zu essen. Versuchen Sie sich vorzustell­en, die Römer hätten umgekehrt gehandelt. Sie wären nicht einmal bis Südtirol gekommen. Halten wir also fest: Der Mensch ist ein wählerisch­er Allesfress­er. So hat der Franzose Michel Lotito – kein Scherz – sogar eine Cessna 150 verspeist. Wäre er 2007 nicht schon gestorben – er hätte womöglich das Salzburger Verkehrspr­oblem aufgegesse­n.

Derzeit gäbe es in Niederöste­rreich eine Maikäferpl­age zu vertilgen. Als Suppe schmecken Maikäfer super nach Flusskrebs­en. Sogar für Nacktschne­cken hätten wir ein Rezept: Kaufen Sie lebende Zucht-Weinbergsc­hnecken. Diese fressen die Gelege der Nacktschne­cken. Dann können Sie die Weinbergsc­hnecken mit Knoblauchb­utter backen. Schmeckt köstlich!

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