Tanken ist am Beginn der Reisezeit so teuer wie seit drei Jahren nicht
Die Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump gegenüber dem Iran ließ die Ölpreise steigen. Die Tendenz dazu besteht schon länger. Die Treibstoffpreise sind zum Beginn der Reisezeit so hoch wie seit etwa drei Jahren nicht.
Die Ölpreise steigen seit Längerem, was durch die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran durch die USA noch verstärkt wurde. Das führt dazu, dass die Treibstoffpreise derzeit so hoch sind wie seit etwa drei Jahren nicht.
Superbenzin war mit durchschnittlich 1,267 Euro pro Liter laut Fachverband der Mineralölindustrie im August 2015 gleich teuer. Bei Diesel wurde der aktuelle Preis von 1,213 Euro zuletzt Ende 2014 erreicht. Heizöl extraleicht verteuerte sich seit Februar um mehr als zehn Prozent auf knapp 79 Cent pro Liter. Insgesamt stieg der Spritverbrauch im Vorjahr.
WIEN. Mit Pfingsten steht traditionell eines der verkehrsreichsten Reisewochenenden bevor, Zigtausende wollen mit dem Auto in den Kurzurlaub, vornehmlich Richtung Süden. Dass just am Beginn der Reisezeit die Spritpreise nach längerer Zeit neue Höchststände erreichen, hat mehrere Ursachen.
Einerseits zeigt die Entwicklung bei den Rohölpreisen bereits seit mehr als einem Jahr nach oben. In der Vorwoche wurden für die in Europa maßgebliche Nordseesorte Brent 78 Dollar erreicht – so viel wie seit dreieinhalb Jahren nicht. Die OPEC, die Organisation erdölexportierender Länder mit ihren 14 Mitgliedsstaaten, hatte sich Ende 2016 auch mit anderen Ländern auf Obergrenzen für die Ölförderung verständigt, um das Überangebot auf dem Weltmarkt zu verringern.
Das wirkt sich nun immer stärker aus. Die Lagerbestände der Industrieländer seien im März nur noch bei neun Millionen Fass (zu je 159 Liter) über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gelegen, heißt es im aktuellen Bericht des Förderkartells vom Montag. Anfang 2017 waren es noch 340 Millionen Barrel. Neben der Förderbremse trug die weltweit robuste Nachfrage zur Steigerung des Ölpreises bei.
Aktuell kam noch die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran durch US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche dazu. Angekündigte weitere Sanktionen könnten weitreichende Folgen haben. Das Land ist der drittgrößte Exporteur der OPEC. Seine tägliche Produktion von rund 3,8 Millionen Fass entspricht knapp vier Prozent der weltweiten Ölförderung. Zwischen Mitte 2014 und Anfang 2016 hatte es angesichts einer weltweiten Überproduktion einen Preissturz von 115 auf 29 Dollar gegeben.
Eine ähnliche Berg-und-TalFahrt legten die Preise für Treibstoffe hin, wobei auch der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar eine Rolle spielt. Vor allem in den vergangenen Wochen kam es zu einem spürbaren Anstieg beim Spritpreis.
Der Verband der Mineralölindustrie weist als österreichweiten Durchschnitt zu Wochenbeginn 1,267 Euro für den Liter Superbenzin aus – ein ähnlich hoher Wert war zuletzt zur Hauptreisezeit im August 2015 verzeichnet worden. Bei Diesel ist der Durchschnittspreis derzeit mit 1,213 so hoch wie zuletzt im Dezember 2014. In Deutschland wurde vor einigen Tagen ein Drei-Jahres-Hoch bei den Preisen für Superbenzin (E10) an den Zapfsäulen erreicht.
Ein bisschen anders ist die Entwicklung bei Heizöl extraleicht. Zwar ziehen auch hier die Preise seit einiger Zeit an. Derzeit kostet ein Liter für Kleinverbraucher (bei Abnahme von 2000 bis 5000 Liter) im Schnitt 78,6 Cent, das ist mehr als zehn Prozent höher als der heurige Tiefststand von 70,5 Cent Mitte Februar. Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbands der Mineralölindustrie: „Beim Heizölpreis sind die Schwankungen größer, denn die Mineralölsteuer, die ein Sockelbetrag ist, ist niedriger als bei Treibstoff.“Dadurch wirke sich der schwankende Produktpreis stärker aus. So gab es im Vorjahr Ende Juni Heizöl am billigsten (62,4 Cent pro Liter). Auch im langjährigen Vergleich besonders günstig war das Auffüllen des Heizöltanks im Jänner 2016, ein Liter kostete damals nur 51,7 Cent. Anfang 2014 waren es dagegen mehr als 93 Cent.
Der wichtigste Ratschlag der Autofahrerclubs an Lenker lautet, Preise in der Region zu vergleichen, in der man gerade unterwegs ist. Mit dem Online-Spritpreisrechner der E-Control, den der damalige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner 2011 einführte, ist das ein Kinderspiel. Die teuren Autobahntankstellen eingerechnet, gibt es Preisunterschiede von bis zu 40 Cent pro Liter. „Bei einer 50-LiterTankfüllung konnte man im April bei Diesel bis zu 20 Euro sparen, bei Superbenzin sogar bis 22 Euro“, rechnet Nikola Junick vom ÖAMTC vor. Ein Preisvergleich in der Region bringe viel mehr als die Beobachtung der Schwankungen im Tagesverlauf an einzelnen Tankstellen, betonen ÖAMTC und ARBÖ unisono. Die sogenannte 12-Uhr-Regelung, ebenfalls von Mitterlehner verordnet und bis Ende 2019 gültig, habe sich bewährt. Tankstellen dürfen ihre Preise jeweils nur mittags erhöhen, aber jederzeit senken.
Im internationalen Vergleich sind die Spritpreise in Österreich niedrig. Derzeit kostet nur Benzin in Tschechien und Ungarn minimal weniger (zwei bzw. vier Cent pro Liter), ansonsten sind Treibstoffe in unseren Nachbarländern sowie in Kroatien durchwegs teurer – um bis zu 40 Cent pro Liter. ARBÖ-Sprecher Sebastian Obrecht: „In Österreich ist Sprit sogar an den Autobahnen billiger als in Italien an normalen Tankstellen.“
Bei weiter steigenden Treibstoffpreisen könnte aber die Spritpreisbremse an starken Reisewochenenden wieder ein Thema werden, die 2012 und 2013 galt, sagte Obrecht. Martin Grasslober vom ÖAMTC ist hingegen diesbezüglich skeptisch, denn das könnte auch Preissenkungen verhindern.
Der Treibstoffverbrauch in Österreich stieg im Vorjahr um fast drei Prozent – auf insgesamt rund 8,6 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: An Heizöl werden „nur“knapp 1,2 Mill. Tonnen verbrannt. Der Diesel-Bedarf stieg deutlich, jener von Benzin sank leicht. Fachverbandssprecher Capek: „Am stärksten wirkt sich die gute Wirtschaftslage aus. Der Rückgang von Zulassungen von Dieselautos spielt keine Rolle.“Denn der Großteil des Diesels wird im Lkw-Verkehr verbraucht. Bei Benzin könnte der Trend weg vom Diesel aber die Verbrauchskurve ändern, sagt Capek.
„Preisvergleich in der Region lohnt sich.“Martin Grasslober, ÖAMTC