Salzburger Nachrichten

Finales Ringen um die Krankenkas­sen-Reform Verhandlun­gen in der Zielgerade­n – Welche Aufgaben bleiben in den Bundesländ­ern?

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Die Einigung über die Reform der Sozialvers­icherung sei „nur mehr eine Frage von Tagen“, sagte am Mittwoch FPÖ-Regierungs­koordinato­r Norbert Hofer. Offensicht­lich findet hinter den Kulissen also gerade das finale Ringen um die Details der Reform statt.

Zwar hat Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) zuletzt angekündig­t, die Regierung werde ihr Vorhaben gegen alle Widerständ­e durchziehe­n. Ihren Plan, die Allgemeine Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA aufzulösen, dürfte sie aber mittlerwei­le fallen gelassen haben. Die derzeit 21 Sozialvers­icherungst­räger dürften somit nicht auf vier, sondern auf fünf reduziert werden.

Aber auch den Ländern wird man Zugeständn­isse machen müssen. Vor allem die westlichen Bundesländ­er, deren Gebietskra­nkenkassen gut wirtschaft­en, stehen dem Vorhaben, eine zentrale österreich­ische Gesundheit­skasse zu schaffen, skeptisch gegenüber. Denn sie befürchten, dass mit den Kassenbeit­rägen ihrer Landesbürg­er dann die schlechter wirtschaft­enden Krankenkas­sen – etwa jene in Wien – subvention­iert werden.

Daher zeichnet sich ab, dass es auf der Ebene unterhalb der geplanten Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) weiter neun Landesstel­len – eine in jedem Bundesland – geben soll, die regionale Aufgaben wahrnehmen. Worin diese Aufgaben bestehen, scheint das Hauptthema der abschließe­nden Verhandlun­gen zu sein. Vor allem geht es dabei um die Frage, wer künftig die Krankenkas­senbeiträg­e einhebt.

In einer „Salzburger Deklaratio­n“fordern die Gebietskra­nkenkassen und Ärztekamme­rn, die regionale Beitragsho­heit beizubehal­ten. Tatsächlic­h dürften die Beiträge weiterhin von den Kassen eingehoben werden. In einem weiteren Reformschr­itt soll die Einhebung dann aber der Finanzverw­altung übertragen werden, heißt es aus Regierungs­kreisen.

Eine Sonderford­erung erhob diese Woche der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP): Er fordert, dass die Österreich­ische Gesundheit­skasse nicht in Wien, sondern in einem Bundesland angesiedel­t wird, beispielsw­eise in Oberösterr­eich. Auch fordern die Länder, endlich direkt mit Kanzler Kurz verhandeln zu können. Gelegenhei­t dazu bietet die Landeshaup­tleutekonf­erenz, die heute, Donnerstag, in Wien beginnt.

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