Salzburger Nachrichten

Palästina zieht Botschafte­r aus Wien ab

Zur Eröffnung der neuen US-Botschaft in Jerusalem hatte Israels Regierung am Vorabend zu einer Feier geladen. Die EU empfahl europäisch­en Diplomaten, nicht teilzunehm­en. Österreich­s Vertreter kam trotzdem.

- SN, APA, dpa

Nach der umstritten­en Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem hat die Palästinen­serführung vier ihrer Botschafte­r aus europäisch­en Ländern zu Konsultati­onen zurückgeru­fen. Es handelt sich um Diplomaten in Österreich, Rumänien, Ungarn und Tschechien.

In einer Aussendung wies die Vertretung Palästinas in Wien darauf hin, dass sich Österreich mit der Teilnahme von Botschafte­r Martin Weiss an einer Veranstalt­ung am Vorabend der Botschafts­eröffnung nicht nur den Vorgaben der Europäisch­en Union widersetzt habe, sondern „damit auch einen klaren Verstoß gegen Völkerrech­t und UNO-Resolution­en“setze. Daher werde Botschafte­r Salah Abdel Shafi Wien am Freitag für unbestimmt­e Zeit verlassen.

Außenminis­terin Karin Kneissl (FPÖ) verteidigt die Teilnahme von Weiss am Empfang des israelisch­en Außenminis­teriums. Sie habe ihm empfohlen, an dem Empfang teilzunehm­en. „Aus unserer Teilnahme am Empfang sind keinerlei völkerrech­tliche Implikatio­nen herauszule­sen“, sagte Kneissl weiter. Es bleibe bei der klaren Position: „Es muss eine Verhandlun­gslösung für Jerusalem und für einen palästinen­sischen Staat her.“

Am Vorabend der Botschafts­eröffnung am Montag hatte der israelisch­e Premiermin­ister Benjamin Netanjahu das diplomatis­che Corps zu einem Empfang gebeten. Nach israelisch­en Angaben wurden alle 86 Länder mit diplomatis­chen Vertretung­en zu der Feier eingeladen, von denen Weiss zufolge aber nur 34 teilnahmen. Zu der Einweihung selbst waren die Diplomaten nicht eingeladen.

Auch Botschafte­r Weiss hatte die Kritik an der Teilnahme Österreich­s zurückgewi­esen. Gegenüber der Tageszeitu­ng „Die Presse“sagte er, er sei der Einladung aus Höflichkei­t nachgekomm­en. Österreich habe seine Position nicht geändert und setze weiter auf die Zweistaate­nlösung, so der Diplomat. Österreich­s Botschaft werde in Tel Aviv bleiben, versichert­e er. Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem am Montag wurde von blutigen Zusammenst­ößen zwischen Palästinen­sern und der israelisch­en Armee an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreif­en begleitet. Dutzende Palästinen­ser wurden dabei getötet und mehr als 2800 verletzt.

Wegen des ungeklärte­n Status der Stadt galt es bisher als diplomatis­cher Konsens, dass ausländisc­he Staaten ihre Botschaft nicht in Jerusalem ansiedeln. Dadurch sollte vermieden werden, Jerusalem vor einer endgültige­n Friedensre­gelung als alleinige Hauptstadt Israels anzuerkenn­en. US-Präsident Donald Trump brach mit diesem Konsens.

Am Mittwoch verlegte Guatemala als zweites Land nach den USA seine Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Sowohl in Rumänien als auch in Tschechien gibt es ähnliche Bestrebung­en. Israel hat 1967 im Sechstagek­rieg Ostjerusal­em erobert. Die Palästinen­ser beanspruch­en den Ostteil der Stadt dagegen als Hauptstadt für einen zukünftige­n Staat Palästina. Nach Ansicht der internatio­nalen Gemeinscha­ft sollte der Status der Stadt erst in Friedensge­sprächen vereinbart werden.

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Martin Weiss, Botschafte­r in Israel

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