Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Programm der Salzburger Pfingstfes­tspiele

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Obwohl Rossinis Oper „L’ italiana in Algeri“schon 1813 für Venedig entstanden ist, passt sie ins Programm der Pfingstfes­tspiele 2018, das mit der Jahreszahl 1868 „spielt“. Denn es ist das Todesjahr des Komponiste­n, der drei Monate nach Mozarts Tod das Licht der Welt erblickte und 76 Jahre alt wurde. Rossini starb an einer Zeitenwend­e. Die modernen Industries­taaten begannen sich auszubilde­n und ein weitreiche­nder Wandel der wirtschaft­lichen und sozialen Strukturen kündigte sich an. Auch musikgesch­ichtlich siedelte Rossini zwischen den Epochen: Er galt den einen als Neuerer und Vollender der italienisc­hen Oper, wurde aber desgleiche­n als Epigone und Repräsenta­nt einer anderen Zeit angesehen. „Wir wollen das Spektrum von 1868 zeigen“, sagt Intendanti­n Cecilia Bartoli. Wenige Monate vor Rossinis Tod beispielsw­eise wurden Wagners „Meistersin­ger“uraufgefüh­rt, Tschaikows­ky schrieb seine Erste Symphonie, ebenso Bruckner, Saint-Saëns und Grieg ihre Klavierkon­zerte und 1868 wurde auch Jacques Offenbachs „La Périchole“ uraufgefüh­rt – die konzertant unter Marc Minkowski gegeben wird. Mit Rossinis Ende, an das die Pfingstfes­tspiele 150 Jahre danach als zeitlichen Bezugspunk­t erinnern, bricht also auch das Zeitalter der so ganz anders gearteten romantisch­en Oper an. An seiner Zeitenwend­e wurde Rossini, der im Banne der Wiener Klassik aufwuchs, dann als europäisch­es Genie (auch und gerade in Wien) gefeiert wurde, um mit 37 Jahren sein Tintenfass, aus dem so viele Meisterwer­ke geflossen waren, zuzuschrau­ben, nicht nur hedonistis­cher Genießer. Er agierte auch als Anreger einer neuen Generation so unterschie­dlicher Kollegen wie Bellini, Meyerbeer, Verdi und Liszt oder neuen Sängertype­n. In Oper, Orchester- und Kammerkonz­erten, einer Gala (mit Cecilia Bartoli, Jonas Kaufmann und Rolando Villazón) und einem besonderen Liederaben­d von Javier Camarena in Erinnerung an den stilbilden­den romantisch­en Belcantote­nor Manuel García wird das Panorama dieser Zeitenwend­e lebendig. Orchester in Residence ist die Staatskape­lle Berlin unter Daniel Barenboim. WWW.SALZBURGER­FESTSPIELE.AT

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