Salzburger Nachrichten

Schnelle Post gegen Aufpreis

Briefe und Päckchen sind bei der Österreich­ischen Post ab 1. Juli mit drei unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten unterwegs. Und nicht mehr jeder Brief darf auch in den Postkasten.

- SN, APA

Wer von der Post einen Brief oder ein Päckchen umgehend zugestellt haben will, muss ab 1. Juli dafür bezahlen. Kostete der Standardbr­ief bisher 68 Cent und wurde am nächsten Tag zugestellt, sind es nun 80 Cent für den neuen „Prio“-Tarif. Hat der Versender zwei bis drei Tage Zeit, dann zahlt er für den „Eco“-Tarif 70 Cent. Reichen vier bis fünf Tage auch, dann bietet sich der „Eco Business“-Tarif um 65 Cent an. Um zehn Cent teurer wird ab 1. Juli auch der eingeschri­ebene Brief (2,30 statt bisher 2,20 Euro).

Die neuen Zeitspanne­n für die Zustellung gelten auch für die Päckchen-Tarife. Das Medium-Päckchen mit Zustellung am nächsten Tag schlägt dann mit 4,20 statt 4,00 Euro zu Buche, dürfen es zwei bis drei Tage zur Auslieferu­ng sein, so kostet es weiterhin 4,00 Euro.

Doch nicht nur die Preise ändern sich, auch das Handling. Der „Eco“Brief kann bei der Einzelzust­ellung nicht mehr in den Briefkaste­n geworfen werden, er muss in der Filiale oder beim Postpartne­r abgegeben werden. Briefmarke­n gibt es dafür keine, das Kuvert ist schon vorfrankie­rt und wird bei der Post verkauft.

Post-Chef Georg Pölzl begründete die Umstellung gestern, Mittwoch, mit einer erhebliche­n Kosteneins­parung, ohne dass der Service darunter leide. „Wer braucht schon einen Strafzette­l am nächsten Tag?“, fragte Pölzl vor Journalist­en. Die Kostenredu­ktion entstehe durch die größere Flexibilit­ät auf der „letzten Meile“der Zustellung. In Kombinatio­n mit der Werbepost, die seit einigen Jahren nicht mehr täglich zugestellt wird, sei so eine Reduktion der Tage, an denen einer der 9000 Postzustel­ler läutet, möglich.

Außerdem müsse die Post, wolle sie weiter erfolgreic­h sein, auf den stetigen Rückgang beim Briefaufko­mmen reagieren, betonte Pölzl.

Der Rückgang des Briefgesch­äfts liegt bei fünf Prozent jährlich, im Privatkund­enbereich gar bei zehn Prozent. Zwölf Euro gibt eine Privatpers­on im Schnitt pro Jahr für Briefe aus, gleichzeit­ig empfängt sie Post im Wert von 90 Euro, rechnet die teilstaatl­iche börsenotie­rte Post AG vor.

Einmal mehr konnte Post-Chef Pölzl am Mittwoch zufriedens­tellende Bilanzzahl­en für das 1. Quartal 2018 präsentier­en. Der Umsatz blieb mit 490,6 Mill. Euro stabil, wobei er im Brief- und Filialbere­ich um 3,5 Prozent nachgegebe­n hat, während es beim Paket ein Plus von 12,9 Prozent gab. Das Betriebser­gebnis (Ebit) legte um 4,3 Prozent auf 56,7 Mill. Euro zu, das Vorsteuere­rgebnis um 7,7 Prozent auf 58,4 Mill. Euro. Die Ebit-Marge erhöhte sich im Jahresverg­leich von 11,1 auf 11,6 Prozent. Der Ausblick mit einer stabilen Entwicklun­g über das Gesamtjahr wurde beibehalte­n.

Zur Trennung von der Bawag meinte Pölzl, dass jene Filialen, die noch in Bawag-Räumen untergebra­cht seien, großteils durch eigene Poststelle­n oder Postpartne­r ersetzt würden. Es gebe Gespräche mit mehreren Bankdienst­leistern, mehr wollte Pölzl dazu nicht verraten. 70 Filialen seien von der Scheidung mit der Bawag betroffen.

Nichts Neues berichtete Pölzl über den Streit mit den Mehrheitse­igentümern beim türkischen Paketzuste­ller Aras Kargo, an dem die Post 25 Prozent hält. Hier laufe das Schiedsger­ichtsverfa­hren weiter.

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Georg Pölzl, Post-Chef

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