Salzburger Nachrichten

Krise abgehakt, jetzt Hacker im Visier

Aufsicht testet, wie gut Banken gegen Cyberattac­ken gewappnet sind.

- Wie

Ein Jahrzehnt nach Beginn der Finanz- und Wirtschaft­skrise zieht der Vorstand der österreich­ischen Finanzmark­taufsicht (FMA) eine positive Bilanz. Die Kernkapita­lquote der Banken habe sich seither von 7,0 auf 15,1 Prozent mehr als verdoppelt, die für die Versichere­r relevante Solvabilit­ätsquote (Eigenmitte­l im Verhältnis zu den risikogewi­chteten Kapitalanl­agen) stieg 2017 auf den Rekordwert von 279 Prozent. Zudem habe sich der Anteil der faulen Kredite in den Bankbücher­n vom Höchstwert 8,7 auf 4,3 Prozent aller Kredite verringert.

Dass sich die Finanzbran­che in Österreich so entwickelt hat, führen Helmut Ettl und Klaus Kumpfmülle­r nicht zuletzt auf die Arbeit der FMA zurück. „Wir haben die Krise gut gemanagt, die richtigen Lehren gezogen und Lücken in der Regulierun­g konsequent geschlosse­n“, sagten die Vorstände am Mittwoch bei der Vorlage des Jahresberi­chts 2017. Weil das Böse aber bekanntlic­h nie schläft und ständig neue Gefahren auf die beaufsicht­igten Institute zukommen, will sich die FMA nun verstärkt dem Kampf gegen die Cyberkrimi­nalität widmen. Gemeinsam mit anderen staatliche­n Behörden und einer Gruppe ausgewählt­er Banken soll Ende des Jahres geprüft werden, wie gut die Institute gegen Cyberattac­ken gerüstet sind. In dieser „Katastroph­enübung“werden Hackerangr­iffe simuliert und weitere Gefahrenqu­ellen für die IT-Systeme und Datenström­e der Banken ermittelt. Das FMA-Duo geht davon aus, dass sich rund zehn Banken freiwillig an dem Planspiel mit Krisenszen­arien beteiligen werden. In der Aufsicht selbst sind zwölf IT-Experten mit dem Thema befasst. Auch für die übrigen Sektoren in der Finanzbran­che würden derzeit IT-Sicherheit­sleitfäden erarbeitet.

Auch wenn Österreich „Gott sei Dank nicht das Zentrum von Cyberattac­ken größeren Ausmaßes ist“, nehme dieses Risiko zu, sagte Ettl. Gerade im Hinblick auf das immer breitere Angebot von Internet- und Mobile Banking müsse man feststelle­n, wie sensibel die IT-Architektu­r von Österreich­s Finanzbran­che hinsichtli­ch dieser neuen Risiken sei und ob es Schwachste­llen gebe.

Die FMA beaufsicht­igte im Vorjahr 892 konzession­ierte Unternehme­n, die zusammen 1335 Mrd. Euro Vermögen verwalten. Die Aufsicht tut das mit 380 Mitarbeite­rn und einem Jahresbudg­et von 66,4 Millionen Euro. 94 Prozent davon werden von den Beaufsicht­igten aufgebrach­t, der Bund steuert zum Budget vier Mill. Euro bei, 4,8 Mill. Euro werden durch Gebühren und sonstige Einnahmen gedeckt.

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