Salzburger Nachrichten

Mutlose Stadtpolit­ik bei Umbenennun­gen

- 5020 Salzburg

Wie kann es sein, dass es der Stadtpolit­ik ein so großes Problem ist, die nach bekannten Nationalso­zialisten benannten Straßen umzubenenn­en? Seit Jahren weiß man, um welche Straßen es sich handelt, und sie sind seit langer Zeit aufgeliste­t. Es kann doch nicht sein, dass man zwei Jahre braucht, um die Biografien der Namensgebe­r zu prüfen.

Seit Jahren wird diese Umbenennun­g gefordert und hier von Reagieren auf Zuruf zu reden ist völlig unverständ­lich. Wie viele Jahre müssen noch vergehen, bis die letzten demokratis­ch gewählten Politiker/-innen eine klare Haltung zeigen?Werden jetzt drei Kategorien von Nationalso­zialisten erstellt?

Wie soll ich mir das vorstellen? Jene, die Mörder waren, jene, die Juden, politisch Andersdenk­ende, Roma und Sinti, Homosexuel­le, Zeugen Jehovas und Euthanasie­opfer verraten haben, obwohl sie gewusst haben, was mit ihnen passieren wird, und jene, die das System unterstütz­t haben, weil sie es entweder für richtig hielten oder weil sie sich eine Karriere erhofften oder ihre Karriere nicht gefährden wollten?

Gerade jetzt, wo über wieder aufgetauch­te erschrecke­nde Nazilieder augenzwink­ernd diskutiert wird, wo Regierungs­mitglieder und Nationalra­tsabgeordn­ete sich über klare Worte zu Rassismus und Gewalt bei einer Gedenkfeie­r des Parlaments echauffier­en, ist Mut gefragt und nicht Zögerlichk­eit oder Feigheit. Ricky Veichtlbau­er

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