Salzburger Nachrichten

Zwei Drittel der Kindergart­enplätze von privaten Anbietern Wien zahlt 360 Millionen an Fördergeld­ern im Jahr

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86.000 Kindergart­enplätze Insgesamt gibt es in Wien 86.000 Kindergart­enplätze – knapp 29.000 davon in städtische­n Kindergärt­en. 57.000 sind in privaten Kindergärt­en. Den Großteil decken große Träger wie die Kinderfreu­nde , die St.-Nikolaus-Stiftung der Erzdiözese, die Diakonie oder „Kiwi“ab. Es gibt auch kleine – etwa Montessori-Kindergärt­en oder solche in Elternselb­stverwaltu­ng. Insgesamt gibt Wien jährlich 360 Mill. Euro für die Förderung von privaten Kindergärt­en aus. Die Probleme gehen auf 2009 zurück, als die Stadt Wien den Gratiskind­ergarten einführte, später kam auch noch das verpflicht­ende Kindergart­enjahr dazu. Der Ansturm auf Kindergart­enplätze hat die Kapazitäte­n weit überforder­t. Es wurde anfangs fast jeder Betreiber akzeptiert und gefördert. Religionsp­ädagoge Aslan warnte In einer nicht repräsenta­tiven Vorstudie hatte der Religionsp­ädagoge Ednan Aslan Ende 2015 von 150 islamische­n Kindergärt­en und 450 islamische­n Kindergrup­pen mit 10.000 Kindern in Wien gesprochen. Aslan hielt nur 25 Prozent der islamische­n Kindergärt­en in Wien für unbedenkli­ch. „Radikalitä­t fällt nicht vom Himmel. Radikalitä­t ist das Ergebnis eines Prozesses, und dieser Prozess fängt im Kindergart­en an“, sagte Aslan damals. Nach 2015 Bezug zu Islam gekappt Eine breitere Studie zu den Wiener Islamkinde­rgärten warnte im Dezember des Vorjahres davor, dass die Religion aus den Einrichtun­gen gedrängt wurde. Die Diskussion, die nach der 2015 veröffentl­ichten Pilotstudi­e von Ednan Aslan ausbrach, habe zu einer solchen Stigmatisi­erung von islamische­n Kindergärt­en und -gruppen geführt, dass diese entweder von sich aus alle Bezüge zum Islam im Alltag der Einrichtun­gen gekappt hätten bzw. von der Aufsicht massiv darauf hingewiese­n worden seien, betonte Henning Schluß vom Wissenscha­fterteam. Untersucht wurde auch, ob islamische Kindergärt­en zur Bildung von Parallelge­sellschaft­en beitragen. Die Autoren sahen eher ein Sammelbeck­en „für diejenigen, die woanders keinen Platz finden und nicht aufgenomme­n werden“. Es gehe also weniger um Abspaltung als um Ausgrenzun­g. Islamerzie­hung ausgelager­t Aufgrund stärkerer Kontrollen habe ein Teil der Islamkinde­rgärten die religiöse Erziehung in Sonderprog­ramme (außerhalb der Öffnungsze­iten bzw. an Wochenende­n) verschoben, betonte Aslan, der an der zweiten Studie mitarbeite­te.

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