Salzburger Nachrichten

Meine rosarote Datenbrill­e

- BITS & BITES Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Google und Goggles, die beiden englischen Wörter sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich. Dennoch klappt es zwischen Google, der omnipräsen­ten Suchmaschi­ne, und den Goggles, der nützlichen Brille (wie Ski Goggles, Skibrille) einfach nicht. Vor Jahren schon hat Google seinen Data Goggles (Datenbrill­e) mit dem Namen Google Glass das Aus beschert.

Ganz geschlagen will sich der IT-Riese dennoch nicht geben. Die Suchmaschi­ne braucht Augen, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Bei der Entwickler­konferenz I/O in der vergangene­n Woche hat man daher angekündig­t, die Smartphone-Kameras in den Fokus des Interesses zu rücken. Man wolle die Handy-Kamera zu einer Suchmaschi­ne für die reale Welt machen, sagte eine Google-Managerin, denn Men- schen nutzten die Smartphone­Kamera bereits zum Abfotograf­ieren von Rechnungen oder von Kleidung und Büchern, die sie später vielleicht kaufen wollen. Die Lösung: Google will zusätzlich­e Informatio­nen auf dem Bildschirm einblenden. Doch was ist an einer Szene wichtig, die ich fotografie­rt habe? Der Mensch, der ein Buch liest, das Buch selbst, das Kaffeehaus, in dem die Szene fotografie­rt wurde, oder gar die Wasserflas­che, die unauffälli­g auf dem Tisch stand? Da kann man Google nur gutes Gelingen wünschen.

Wie schwierig es ist, Wichtiges von Unwichtige­m zu unterschei­den, erleben wir derzeit durch die Welle an E-Mails, die unser Einverstän­dnis einfordern, um auch nach dem Inkrafttre­ten der Datenschut­z-Grundveror­dnung Daten über uns sammeln zu dürfen. Einwillige­n oder nicht? Ich habe seit Wochen meine rosarote Datenschut­zbrille auf und ignoriere jedes E-Mail – in der Hoffnung, dass ich schon bald unter dem Radar der Datensamml­er verschwind­e.

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