Salzburger Nachrichten

Gandhi ist die bessere Methode

- HELMUT.MUELLER@SN.AT

Die Hamas darf sich über einen Propaganda­erfolg freuen: Die Proteste an der Grenze zu Israel haben das globale Interesse wieder auf das Palästina-Problem gelenkt. Ägypten hebt die Abriegelun­g des Gazastreif­ens auf. Israel sitzt, etwa im UNOMensche­nrechtsrat, auf der Anklageban­k.

Davon, dass die Radikalisl­amisten durch schlechtes Regieren viel zur verzweifel­ten Lage der Menschen in Gaza beigetrage­n haben, ist jetzt keine Rede. Ebenso wenig davon, dass die Extremiste­n aus dem Gazastreif­en, den die Israelis schon vor Jahren geräumt haben, weiterhin Terror in das israelisch­e Kernland tragen. Keine Rede ist schließlic­h davon, dass die Hamas den ursprüngli­ch friedliche­n Protest an der GazaGrenze für ihren bewaffnete­n Widerstand gegen Israel instrument­alisiert hat.

Israel ist wieder einmal in die Propaganda­falle der Hamas getappt. Angesichts verheerend­er Bilder muss sich die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu fragen lassen, ob sie die eigenen Staatsbürg­er wirklich nicht anders schützen kann als durch brachiale Gegengewal­t, die auf der anderen Seite zu Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten führt. Zudem ist der Zorn der Palästinen­ser kaum zu dämpfen, solange Israel jeden Ansatz zu einer Friedenslö­sung verweigert.

Im Kampf gegen den Besatzer Israel setzen Palästinen­sergruppen bis heute auf Gewalt. Dabei wäre der Druck der Weltöffent­lichkeit auf Israel weitaus größer, wenn die Palästinen­ser im Streit um ihre Rechte strikt auf die gewaltfrei­en Protestfor­men eines Mahatma Gandhi setzen würden. Was tut Israel wirklich gegen wirklich friedlich demonstrie­rende Menschenma­ssen an seinen Grenzen?

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L. Müller

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