Warum gibt es keinen Krankenkassen-Wettbewerb?
Die Reform der Sozialversicherung könnte sich durchaus ein wenig am Telefonmarkt orientieren.
Zentralismus gilt in Österreich gemeinhin als Sparform. Die Bundesländer seien zu teuer, die Landtage unnötig, die Landeshauptleute aufgeblasene Popanze – alles das gehöre abgeschafft, hört man allerorten.
Auch mit der anstehenden Reform der Sozialversicherung soll fleißig zentralisiert werden, weil dann alles billig wird. Auf den ersten Blick scheint das ja auch einleuchtend: Wenn es statt neun Gebietskrankenkassen nur noch eine zentrale Gesundheitskasse gibt, erspart das acht Neuntel der Kosten, oder?
Die Wahrheit ist eine andere. Denn geplant ist, dass die zentrale Gesundheitskasse weiterhin neun Landesstellen haben wird, um, wie es heißt, regionale Aufgaben zu erledigten. Das heißt aber, dass die Strukturen gar nicht wirklich schlanker werden und die Einsparungen bei den Verwaltungskosten wesentlich geringer ausfallen werden als angenommen. Das Einzige, was wirklich zentralisiert wird, sind die Entscheidungen. Sie fallen nur mehr in der Zentrale, was bundesweit einheitliche Kassenleistungen garantieren soll.
Auch bundesweite Einheitlichkeit und zentrale Steuerung gelten in Österreich gemeinhin als enormer Fortschritt. Warum eigentlich? Was ist so toll daran, wenn alles zentral von einer Bundesdienststelle entschieden wird? Wäre es dann nicht noch viel toller, wenn alles in Brüssel entschieden würde? Oder wenn es eine einzige Weltregierung gäbe?
Man sollte die Vorteile regionaler Entscheidungen sehen: Ein Einheitssystem kann kaum etwas ausprobieren. Es kann nur etwas tun oder nicht tun. Eine Unterteilung in mehrere Einheiten ermöglicht es hingegen, in kleinem Rahmen und damit relativ risikolos verschiedene Lösungen zu testen, ohne damit gleich das Gesamtsystem zu gefährden.
Wenn daher schon eine Vielzahl an Krankenkassen vorhanden ist und ihre Zentralisie- rung nur wenig Geld einspart, sollte man den umgekehrten Weg gehen und aus der Not eine Tugend machen: Die Krankenkassen sollten bestehen bleiben und – das wäre neu – in einen Wettbewerb zueinander treten.
Jeder Österreicher sollte entscheiden können, bei welcher Krankenkasse er sich versichert (wobei keine Kasse einen Kunden ablehnen dürfte). Sofort würde ein Ideenwettbewerb zwischen den Kassen einsetzen. Die eine würde vielleicht Selbstbehalte einführen und damit bessere Leistungen anbieten können. Die zweite würde eventuell mit Beitragssenkungen den gesunden Lebenswandel ihrer Versicherten honorieren und so weiter.
Profitieren von diesem Wettbewerb würden am Ende die Kunden. Wie beim Telefonieren. Oder sehnt sich jemand nach der zentralen Telefonmonopolverwaltung zurück?