Die Nasca faszinieren heute noch
Im Wüstenboden des südlichen Perus hinterließen die Nasca eines der größten Rätsel der Archäologie, das noch immer auf seine endgültige Entschlüsselung wartet: die riesigen Bodenzeichnungen, auch Nasca-Linien genannt.
Eine goldene Maske in Form von Katzenschnurrhaaren, kunstvoll gewebte Stoffe, Gefäße mit aufgemalten Tieren und mythischen Figuren: Verschwenderisch schöne Grabbeigaben erzählen von der untergegangenen Kultur der Nasca, die in der Wüste im Süden des heutigen Peru gelebt haben. Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt derzeit in der archäologischen Ausstellung „Nasca – Im Zeichen der Götter“mehr als 200 Exponate dieser fremdartigen Kultur mit ihren rätselhaften Ritualen. Bis zu 50 Beigaben entdeckten die Archäologen in einem Grab. Die Mumien wurden in Textilien gewickelt, die trockene Luft konservierte die Stoffe. Gewebe, teils bestickt, leuchten immer noch wie neu. Aufwendig bemalte Krüge, Vasen und Schalen haben die vielen Jahrhunderte unversehrt überstanden.
Seit der Einwanderung des Menschen in Amerika – sie fand wahrscheinlich zwischen 18.000 und 14.000 vor Christus statt – entwickelten sich in Amerika Kulturen, die mit den eurasischen Kulturen nicht in Verbindung standen. Die Nasca gehören dazu. Von den Zeug- nissen ihres Lebens, die sie hinterlassen haben, weithin bekannt sind die markanten Erdgravuren (Bild unten). Sie befinden sich im NascaBecken an der Südküste Perus. Auf einer Fläche von mehr als 500 Quadratkilometern gestalteten die Menschen Bereiche zwischen den Tälern am Fuße der Anden um. Günstige klimatische Bedingungen sorgten dafür, dass viele Gravuren bis heute erhalten geblieben sind.
Forscher versuchen seit Langem, diese Gravuren zu interpretieren. Eine dieser Deutungen scheint sehr plausibel zu sein: Die Hochebenen in der Wüste, die zwischen den Wohnorten im Tal und den Bergen als Sitz der Götter liegen, bilden zwischen dem Leben und dem Göttlichen eine Zwischenebene. Sie könnte ein idealer Ort für die Kontaktaufnahme mit dem Übernatürlichen gewesen sein. Die Zeichnungen an diesen Ritualorten sind vielleicht für Bewegungen erdacht worden. Menschen haben vermutlich die Bilder zu Musik rituell abgeschritten. Keine andere Kultur vor der Zeit der spanischen Eroberung hinterließ mehr Musikinstrumente als die Nasca.