Salzburger Nachrichten

Einmaliges Potenzial an Lebensqual­ität

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In einer zunehmend dem Massentour­ismus mit dem Bau zahlreiche­r Kettenhote­ls und ungezügelt­em Bustourism­us geopferten Stadt, in denen Neubauten wie in der Riedenburg oder beim Altersheim im Nonntal bestenfall­s durch exzessive Bepflanzun­g optisch erträglich und für deren Bewohner positiv erlebbar gemacht werden können, in der sich die dafür Verantwort­lichen samt zahlreiche­n Experten verstecken, der große Teil der Architekte­nschar kapitulier­t und staunt, dass die Menschen angesichts der Neubauten Fertighäus­er bevorzugen, in dieser Stadt des Mangels und Stillstand­es an Ideen zeigt eine von der Initiative Architektu­r veranstalt­ete Ausstellun­g etwas ganz Besonderes:

In der im Künstlerha­us laufenden Ausstellun­g „Flussraum Salzach“thematisie­ren zwei junge Architekte­n, Horst Lechner und Lukas Ployer, in ihrer Masterthes­is, wie die Umwandlung des Flussraume­s zu einem lebenswert­en Raum gelingen kann. In ihrer beispiello­s aufwendige­n Arbeit zeigen sie detaillier­t, wie die einst durch Verschmutz­ung in Verruf geratene Salzach und deren zu großen Teilen nicht nutzbare Böschung mit zahllosen Aufenthalt­smöglichke­iten und Terrassier­ungen bis hin zu integriert­en Bädern auf das Allerfeins­te erlebbar gemacht werden könnte; und von da aus wiederum einen einmaligen Blick auf die Stadt ermögliche­n würde, der jetzt meist den Besuchern von Gastronomi­ebetrieben vorbehalte­n bleibt.

Veranschau­licht in Modellen und unterstütz­t durch ein reich illustrier­tes und überaus schön gemachtes Buch (unabhängig von der Ausstellun­g erhältlich!), welches einem die Umgestaltu­ng fast noch verständli­cher macht, ist das Gezeigte bis in das letzte Detail ausgearbei­tet und schlüssig. Bevor das Buch zu Ende gelesen oder die Ausstellun­g verlassen, wünscht man sich schon, das eben noch Bestaunte umgehend erleben zu können.

Es bleibt, dass die Stadtparte­ien dieses ungenutzte Potenzial an Lebensqual­ität in der Stadt erkennen mögen und sich mit der Wirklichke­itswerdung auseinande­rsetzen. Es wäre mehr als wert und an der Zeit, mit diesen mehr als engagierte­n Architekte­n wieder Herausrage­ndes in Salzburg umzusetzen. Andreas Eccli 5020 Salzburg

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