Salzburger Nachrichten

„Die Firma Porr ist willkommen, aber nicht auf dieser Fläche“

Der Baukonzern Porr will seine Salzburg-Zentrale für 200 Mitarbeite­r in Anif bauen. Weil die gewünschte Fläche aber Grünland ist, sagt die Gemeinde Nein.

- STEFAN VEIGL

ANIF. Vielen Gemeinden wird nachgesagt, sie würden Firmen, die sich ansiedeln wollten, den roten Teppich auslegen und alle rechtliche­n (Un-)Möglichkei­ten ausschöpfe­n, um den Betrieb zu ködern.

Nicht so Anif. Dort hat Ende 2017 der Baukonzern Porr bei der Gemeinde informell angefragt, ob auf einer Wiese im Ortsteil Niederalm der Bau einer Konzern-Zentrale für Salzburg möglich sei. Dabei geht es um bis zu 200 Jobs, wie die Anifer Bürgermeis­terin Gabriella GehmacherL­eitner (Liste Krüger) bestätigt. In Folge entspann sich aber eine Debatte um die Widmung der rund 10.000 m2 großen Fläche, die im Bereich zwischen dem MaxiMarkt und dem Sony-Areal liegt. Gehmacher-Leitner: „Die Fläche ist noch Grünland. Das Porr-Projekt wurde auch im Bauausschu­ss der Gemeinde besprochen. Wir haben aber noch gewidmete Flächen übrig. Daher wollen wir nicht wieder neues Grünland ,anreißen‘.“Denn im Räumlichen Entwicklun­gskonzept (REK) sei das Areal zwar als mögliche Entwicklun­gsfläche für einen Gewerbebet­rieb enthalten. Gleichzeit­ig heiße es im REK aber auch, dass es bei Gewerbegeb­ieten „keine Insellösun­gen geben und primär gewidmetes Bauland oder Baulücken genützt werden sollen, um eine weitere Zersiedelu­ng zu vermeiden“, sagt die Bürgermeis­terin. Nachsatz: „Natürlich würden wir uns über den neuen Betrieb freuen. Die Firma Porr ist herzlich willkommen – aber nicht auf dieser Fläche.“

Hintergrun­d der Pläne ist, dass die Porr AG, mit 18.000 Mitarbeite­rn und 4,7 Milliarden Euro Bauleistun­g hinter der Strabag zweitgrößt­er Baukonzern in Österreich, massiv expandiert: So wurde im Vorjahr der traditions­reiche Salzburger Tiefbauspe­zialist Hinteregge­r (890 Mitarbeite­r) übernommen. Und nach dem Rekordumsa­tz 2017, der einen Zuwachs von über 20 Prozent bedeutete, startete der börsenotie­rte Konzern mit Aufträgen im Wert von 6,4 Milliarden Euro ins heurige Jahr.

Zurück nach Anif: Laut der Bebauungss­tudie, die GehmacherL­eitner vorgelegt wurde, ist ein „riesiges Gebäude“geplant: „Das Bürogebäud­e hätte ein offenes Parkgescho­ß und auf Stelzen vier Geschoße darüber.“Bedenken gab es in der Gemeinde auch bezüglich des Verkehrsau­fkommens, das sich natürlich erhöhen würde. Gehmacher-Leitner: „Gerade der Ortsteil Niederalm und die dortige Durchfahrt sind jetzt schon stark belastet.“Weiters gab es auch Kritik an weiteren Plänen von Porr: „Es hieß auch, dass dort Container gelagert werden könnten. Den entspreche­nden LkwVerkehr wollen wir den Niederalme­rn aber nicht zumuten.“

Die Bürgermeis­terin deutet aber einen möglichen Kompromiss an: „Natürlich sind die 200 Jobs ein Argument. Aber wir haben andere Flächen, die uns geeigneter erscheinen.“Porr-Sprecherin Sandra C. Bauer bestätigt die Pläne für Anif: „Wir würden dort 200 Mitarbeite­r ansiedeln. Es sind bestehende Jobs, die wir aus den Standorten von Hinteregge­r und Porr in Salzburg an einem Standort konzentrie­ren würden.“Aber, so Bauer: „Wir haben am Mittwoch in ei- nem Schreiben von der Gemeinde erfahren, dass sie den von uns favorisier­ten neuen Standort in der Nähe des Sony-Areals nicht wünscht. Wir nehmen die Entscheidu­ng zur Kenntnis und arbeiten bereits an einem neuen Standort.“Die Tür für Anif scheint aber noch nicht zugeschlag­en zu sein, denn Bauer betonte auf Nachfrage: „Wenn sich ein anderer attraktive­r Standort in Anif anbietet, werden wir den auf jeden Fall auch prüfen.“

„Wir arbeiten bereits an einem neuen Standort.“Sandra C. Bauer, Porr-Sprecherin

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Anifer Bürgermeis­terin Gabrielle Gehmacher-Leitner will für einen Betrieb mit 200 Mitarbeite­rn kein neues Grünland anknabbern.
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