Salzburger Nachrichten

Cybercrime: Schwachste­lle Mensch

Analyse des Wirtschaft­sprüfers KPMG bestätigt hohe Dunkelziff­er.

- Gs

Dem weltweiten Milliarden­geschäft Cyberkrimi­nalität fallen auch in Österreich rund zwei von drei Unternehme­n zum Opfer. Im Fokus der Angreifer stehen mittelstän­dische Betriebe und große Konzerne, aber auch jedes zweite kleinere Unternehme­n war in den vergangene­n zwölf Monaten von einer Cyberattac­ke betroffen. Dabei waren Malware/Ransomware (22 Prozent), Phishing (24 Prozent) und Social Engineerin­g (14 Prozent) die häufigsten Angriffsme­thoden. Jedes zehnte Unternehme­n weiß nicht, ob es attackiert wurde. Das sind zentrale Ergebnisse einer Untersuchu­ng des Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen­s KPMG über Cyber-Security in österreich­ischen Unternehme­n. Die Studie wurde zum dritten Mal durchgefüh­rt, die Basis bildet eine Umfrage unter 269 Firmen im März und April 2018.

Die Dunkelziff­er bei dem Thema ist groß. Knapp die Hälfte der betroffene­n Unternehme­n räumte ein, derartige Angriffe nicht zu melden – aus Angst, das eigene Image zu gefährden. KPMG-Partner Michael Schirmbran­d zog am Donnerstag bei der Präsentati­on folgende Bilanz: „Großflächi­ge, automatisi­erte Attacken auf österreich­ische Unternehme­n sind noch immer erschrecke­nd effizient.“Die Statistik zeige außerdem, dass die Angreifer in erster Linie auf die „Schwachste­lle Mensch“abzielten. In 60 Prozent der Fälle öffneten Gutgläubig­keit und Neugierde von Mitarbeite­rn die Tür für die Kriminelle­n. Nur sieben Prozent der Firmen sind von individual­isierten Angriffen betroffen – diese sind für die Angreifer aufwendige­r, aber viel lohnender. Von Verboten für die Mitarbeite­r wird trotzdem abgeraten, stattdesse­n seien Schulungen und Weiterbild­ung zu empfehlen. Ein neuer Trend seien „Krypto-Miner“, also Schadprogr­amme (Trojaner), die mit den Ressourcen der angegriffe­nen Unternehme­n Kryptowähr­ungen schürfen, diese verursache­n hohen Schaden.

Trotz der heftigen Angriffe herrsche unter Österreich­s Unternehme­rn Optimismus, erklärt KPMG. 73 Prozent der Befragten wiegen sich in Sachen Cyber-Security in Sicherheit, weil man sich zunehmend strategisc­h mit dem Thema auseinande­rsetzt. Anderersei­ts können zwei Drittel der befragen Unternehme­n ihre Risiken mangels Kennzahlen nicht messen. Jedes zweite Unternehme­n will diesbezügl­ich sein Budget ausweiten, gleichzeit­ig hemmt der Fachkräfte­mangel bei IT-Experten diese Bemühungen. KPMG-Partner und Datenexper­te Gert Weidinger sagte, es sei wichtig, dass Unternehme­n sich hier die Fortschrit­te bei künstliche­r Intelligen­z zunutze machten.

 ?? BILD: SN/REDPIXEL - STOCK.ADOBE.COM ?? Cyberangri­ffe treffen auch viele kleinere Firmen.
BILD: SN/REDPIXEL - STOCK.ADOBE.COM Cyberangri­ffe treffen auch viele kleinere Firmen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria