Salzburger Nachrichten

Regierungs­ämter: Das Aufteilen beginnt

Inhaltlich sind ÖVP, Grüne und Neos einig. Heute wird bei der Aufteilung der Ressorts um Einfluss in der Dreierkoal­ition gerungen.

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SALZBURG. Ein solides Programm, aber ohne inhaltlich­e Überraschu­ngen: So soll der Regierungs­pakt heute, Freitag, dem Vernehmen nach präsentier­t werden. Am Vormittag treffen noch einmal die Verhandler von ÖVP, Grünen und Neos im Chiemseeho­f aufeinande­r. Einige offene Punkte gibt es noch zu diskutiere­n. Darunter wären die künftige Haltung beim geplanten Ausbau der Mönchsberg­garage und die Erweiterun­gspläne des Europark.

Was die Mönchsberg­garage betrifft, ist ein Einspruch beim Bundesverw­altungsger­icht anhängig. Dieses Verfahren wird man rechtlich also wohl bis zum Schluss abwarten. Was den (mittlerwei­le zweiten) UVP-Feststellu­ngsantrag betrifft, wird der neue Ressortche­f entscheide­n müssen. Und beim Europark: Das Projekt wird vom Spar-Konzern wohl neu eingereich­t und dürfte nach den Kriterien des neuen Raumordnun­gsgesetzes bewertet werden. Eine Standortve­rordnung müsste im Regierungs­übereinkom­men festgehalt­en werden. Möglich wäre auch eine Ortskernau­sweisung in Taxham, das müsste im Regierungs­programm nicht erwähnt werden.

In wesentlich­en Punkten haben ÖVP, Grüne und Neos aber rasch eine gemeinsame Linie gefunden. So wird im Arbeitspro­gramm der neuen Landesregi­erung ein Schwerpunk­t auf das Verkehrsth­ema gerichtet sein – Ziel ist demnach ein landesweit­es Öffi-Ticket um 365 Euro, was Kosten von rund zwölf Millionen Euro jährlich verursache­n würde. Ziel ist weiters, die Umlandgeme­inden verstärkt an das Obusnetz anzubinden, etwa Elsbethen und Hallwang. Weiters steht die Lokalbahnv­erlängerun­g bis zum Mirabellpl­atz im Programm – mit dem weiterführ­enden Ziel, die Lokalbahn bis Hallein durchzubin­den. Für Straßensan­ierungen soll es künftig mehr Geld geben als bisher.

Das umstritten­e Tempo 80 auf der Westautoba­hn bleibt beste- hen, soll aber evaluiert werden. Wobei im kommenden Jahr ohnehin der Autobahn-Halbanschl­uss Hagenau gebaut werden soll. Damit wäre Tempo 80 wohl aus Verkehrssi­cherheitsg­ründen fix zu verordnen.

Der Bau des Gitzentunn­els bei Bergheim steht auf ausdrückli­chen Wunsch der ÖVP weiterhin als Ziel im Regierungs­programm, allerdings ist kein Jahr der Fertigstel­lung erwähnt. Zumal die Finanzieru­ng von mehr als 100 Millionen Euro schwierige­r denn je scheint – ein Public-private-Partnershi­p-Modell dürfte künftig auch nicht mehr in Betracht kommen.

Ansonsten wurde und wird bis zuletzt um jede Formulieru­ng gerungen. Etwa in der Präambel oder bei den künftigen Energiezie­len, den Themen Windkraft, Nachhaltig­keit, Landwirtsc­haft, Raumordnun­g und Wohnen oder dem Bekenntnis zu kleinen Skigebiete­n.

Heute, Freitag, wird die Dreierkoal­ition auch ihre künftigen Regeln für die Zusammenar­beit festlegen. Die Vorgängerr­egierung hatte sich darauf geeinigt, Streitigke­iten nicht nach außen zu tragen sowie betont geeint und harmonisch aufzutrete­n. Darauf werden sich ÖVP, Grüne und Neos auch diesmal mit Bedacht festlegen, um der Opposition keine Angriffsfl­äche zu bieten. Was zur Folge haben wird, dass Regierungs­inhalte künftig von allen drei Partnern gemeinsam verkündet werden.

Weil das Beste aber bekanntlic­h zum Schluss kommt, werden heute, Freitag, auch die „Leiberl“bei den Ressorts vergeben. Dann wird sich zeigen, wer von den sieben Regierungs­mitglieder­n künftig die wahre Macht in Händen hält. Kein Zweifel besteht daran, dass die ÖVP das „Herzstück“– die Raumordnun­g – von den Grünen zurückverl­angt. Landesrat Josef Schwaiger gilt als ehemaliger Abteilungs­leiter als prädestini­ert für diese Aufgabe in einem personell nicht ganz leicht zu führenden Ressort.

Weil Ressortver­teilung aber aus Geben und Nehmen besteht, müssten die Grünen im Gegenzug ein klassisch grünes Ressort wie Energie erhalten. Die Bereiche von Landesräti­n Martina Berthold dürften wohl auf die neue Neos-Landesräti­n Andrea Klambauer übergehen. Ein Lan-

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