Warum fallen wir immer wieder auf Schwindler herein?
Wenn Anspruch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen, ist das besonders schlecht für die Wirklichkeit.
Die Unzufriedenheit breiter Schichten mit der Politik, mit den Politikern, mit den gewählten Volksvertretern ist groß und wächst immer weiter. Die ewig gleichen Koalitionen, Reformschrittchen im Millimeterbereich, leere Versprechungen, der Verdacht, dass so mancher Politiker mehr an seinem persönlichen als am Wohlergehen des Landes interessiert sei – all das trägt zum Verdruss der Wählerinnen und Wähler bei.
Also wenden sich in nahezu allen Ländern mit demokratischen Wahlen zusehends erkleckliche Segmente der Wählerschaft Parteien und Politikern zu, die zunächst einmal versprechen, es anders machen zu wollen. Der PRTrick ist nahezu überall gleich: ein Schuss Chauvinismus („Italiener zuerst“), manchmal ein wenig Antisemitismus („gegen die Macht der Ostküste“), eine Prise Nationalismus („Macht Amerika wieder groß“), das Versprechen, sich um die Bedürfnisse der einfachen Leute zu kümmern („der kleine Mann auf der Straße“), und die Ankündigung, es denen da oben einmal so richtig zu zeigen („weg mit den Privilegien“).
Mit einem oder mehreren dieser Argumente lassen sich Wählerstimmen generieren, in manchen Ländern bis zu dreißig Prozent. Die jüngeren Erfolge solcher Politiker und Parteien bringen freilich auch die Nagelprobe für deren Versprechungen. Sobald Populisten von Trump bis zur deutschen AfD, von Marine Le Pen bis zur Lega, von Spaniens Podemos bis zur FPÖ Erfolg haben, wird es recht einfach, Ansprüche an der Wirklichkeit zu messen.
Mit den Handlungen selbsternannter Saubermänner von der FPÖ in der Regierung unter Wolfgang Schüssel sind noch heute die Gerichte beschäftigt. Wir erleben, dass US-Präsident Donald Trump sich als Schaumschläger erweist, der weit weniger „Deals“unter Dach und Fach bringt, als er zerstört. Wir sehen, dass der selbsternannte „volksnahe“Chef der spanischen Linksbewegung Podemos aus seiner bescheidenen Wohnung im Arbeiterviertel in eine Luxusvilla dort übersiedelt, wo die Madrider Schickeria wohnt.
Und wir erfahren vom Haushaltsausschuss des Europaparlaments, dass die 34 Mitglieder starke Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“, mit FPÖ, Front National, AfD, UKIP und anderen populistischen Parteien, in einem einzigen Jahr 427.000 Euro für Champagner und Luxusdinners ausgegeben hat.
Wählerinnen und Wähler können daraus lernen, dass mit besonderer Vorsicht zu betrachten ist, wer besonders vollmundig gegen die „Privilegien“anderer wettert. Denn sobald diese Leute selbst Zugang zu den steuerfinanzierten öffentlichen Futtertrögen erlangen, bedienen sie sich völlig ungeniert.