Salzburger Nachrichten

Märchen sind am schönsten, wenn man sie singt Die Wiener Staatsoper brachte eine bezaubernd­e Kinderoper heraus und lud Superar dazu.

- Märchenhaf­t: Prinzessin heiratet Fischverkä­ufer.

WIEN. Eine herzerwärm­ende Sache, so eine Kinderoper. Das Vergnügen vervielfac­ht sich, wenn die Kinder nicht nur als Publikum angesproch­en sind, sondern selbst bei der Aufführung mitwirken können. Wenn man diesen Feuereifer als Energydrin­k verkaufen könnte – es gäbe wohl keine Schulprobl­eme mehr. Es wird wohl mit der Schule zusammenhä­ngen, dass das neue Projekt der Wiener Staatsoper sich auf dieses vorsommerl­iche Wochenende beschränkt­e, was eigentlich schade ist, auch wenn es vier Vorstellun­gen des Opern-Pasticcios „Die arabische Prinzessin oder: Das wiedergesc­henkte Leben“gab.

Sehr geschickt haben Anna-Sophie Brüning und die Autorin Paula Fünfeck aus der musikalisc­hen Hinterlass­enschaft des 1826 kurz vor seinem 20. Geburtstag verstorben­en baskischen Kompositio­nstalents Juan Crisóstomo de Arriaga ein „mozartisch­es“Operchen gebaut, das im orientalis­chen Märchen angesiedel­t ist. Ein paar Takte mit der Oud, und schon ist man im Sujet. Das Bühnenorch­ester unter der Leitung von Johannes Mertl war an der Rückwand verborgen, über intonatori­sche Winzigwack­ler musste man sich zuletzt nicht wundern, denn neben den „Profis“der Staatsoper gab es eine Reihe von Jungtalent­en von Superar im Ensemble. Auch auf der Bühne mischte sich das Völkchen, neben Volksschul­kindern und Superar-Kindern – das Sozial- und Fördersyst­em ist enorm erfolgreic­h – wirkten Sängerlein der Opernschul­e der Staatsoper mit – und jugendlich­e Erwachsene in den Hauptrolle­n. Ein wunderbar integrativ­es Projekt, das aber auch durch Qualität begeistern konnte.

Die Geschichte ist gut erdacht, es finden sich sogar zwei Paare: die kapriziöse, aber mutige Prinzessin (Setareh Eskandari) und der lässige, kurzfristi­g entführte Fischverkä­ufer (Jakob Weingartne­r) sowie die Märchenexp­erten Tante Safah und ein „Fremder“, während ein herziger Junge (Jan Winkler) als Spielgesta­lter darauf drängt, dass das Märchen „richtig“erzählt wird und vor allem spannend. Da mischen sich Erzählung und „Wirklichke­it“, alle waren mit vollem Engagement dabei.

Wie gut das Ganze funktionie­rte, zeigte sich schon daran, dass selbst die Kleinsten unter den Zuhörern mucksmäusc­henstill waren – bis zum verdienten Jubel für alle.

 ?? BILD: SN/STO/MICHAEL PÖHN ??
BILD: SN/STO/MICHAEL PÖHN

Newspapers in German

Newspapers from Austria