Salzburger Nachrichten

Die Krankheit soll Geschichte werden

Seit 25 Jahren setzt sich Gery Keszler, Organisato­r des jährlichen Life Balls in Wien, im Kampf gegen HIV und Aids ein. Heuer wird das Jubiläum am 2. Juni mit einer Silberhoch­zeit gefeiert.

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Seit 25 Jahren setzt sich Gery Keszler und sein Team unermüdlic­h für den Kampf gegen die Immunschwä­chekrankhe­it HIV/Aids ein. Als einmaliges Event 1993 geplant, war der Erfolg so groß, dass nun am 2. Juni Silberhoch­zeit zelebriert wird. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn beim Jubiläums-Life-Ball wird unter dem Thema „Sound of Music“pompös Hochzeit gefeiert.

Vor 25 Jahren bedeutete die Diagnose, sich mit HIV angesteckt zu haben, den Tod. Heute ist eine Infektion durch antiretrov­irale Therapie gut behandelba­r, sodass die Viren unter der Nachweisgr­enze sind. Das klare Ziel des Life-Ball-Teams: Aids soll endgültig Geschichte werden. „Das will ich als Life-Ball-Organisato­r noch erleben, wenn ich darf“, sagte Keszler.

Laut WHO-Plan sollen bis 2020 90 Prozent aller HIV-Infizierte­n ihren Status kennen, 90 Prozent sollen Zugang zu Medikament­en haben und bei 90 Prozent soll das Virus nicht mehr nachweisba­r sein. 2016 gab es weltweit 36,7 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. 20,9 Millionen Betroffene erhalten mittlerwei­le eine antiretrov­irale Therapie, für weitere 15,8 Millionen wäre das notwendig.

1992 war von einem Medikament noch lange nicht die Rede. Deshalb gründete Keszler damals gemeinsam mit seinem Freund Torgom Petrosian den Verein Aids Life. Nachdem Petrosian an Aids erkrankt war, beschlosse­n seine Freunde, in Österreich einen Charity-Event zu organisier­en. Der Life Ball ging am 29. Mai 1993 zum ersten Mal über die Bühne. Für das Event brachte Keszler, der früher als Visagist tätig war, Stardesign­er Thierry Mugler nach Wien. Der damalige Bürgermeis­ter Helmut Zilk setzte sich dafür ein, dass die Aids-Benefizgal­a im Rathaus stattfinde­n konnte.

Seither besuchten und unterstütz­ten illustre Gäste aus der ganzen Welt den Life Ball. Unter den Prominente­n befinden sich unter anderem der Ex-US-Präsident Bill Clinton, die britische Pop-Legende Elton John, die US-Schauspiel­erin Sharon Stone und Star-Designerin Vivienne Westwood.

Übrigens war der Ball nicht immer so bunt und schrill. Erst 2004 wurden von den Organisato­ren erstmals Auflagen zum Styling eingeführt. Mit der Kombinatio­n Jeans-TShirt-Turnschuhe kam man nicht mehr ins Rathaus.

2015 gab Keszler überrasche­nd auf der Life-Ball-Bühne seine eigene HIV-Infektion bekannt. „Ich war einer der ersten in Österreich, der sich mit Aids infiziert hat“, sagte er unter Tränen. Er wolle damit anderen Betroffene­n Mut machen. 2016 machte der Life Ball Pause, um im vergangene­n Jahr mit neuem Konzept wieder durchzusta­rten. Der Fokus liegt nun darauf, seinen HIVStatus zu kennen, sowie Jugendlich­e mit ins Boot zu holen.

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BILD: SN/APA/HANS KLAUS TECHT Gery Keszler – seit 25 Jahren engagiert.

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