Grüne starten ohne Rössler in eine neue Ära
Heinrich Schellhorn erbt ein Frauendilemma und will ein politisches Angebot für jene schaffen, die grün ticken, aber nicht grün wählen.
SALZBURG. Tränen flossen schon bei der als Begrüßung gedachten Ein stimmung von Landespartei geschäftsführer Rudi Hemetsberger. „Heute ist der Tag, um Danke zu sagen. Du wirst mir als ,Landeshauptfrau‘ unheimlich fehlen“, sagte er in Richtung Astrid Rössler. Da gab es kein Halten mehr. Standig Ovations und Blumen aus dem Publikum erreichten die scheidende Grünen-Landessprecherin und Landeshauptmann-Stellvertreterin. „Wir sollten keine Schwermut aufkommen lassen, sondern auf das Positive schauen, das wir haben“, forderte Rössler die rund 140 versammelten Mitglieder auf. Auch wenn das Wahlergebnis von neun Prozent für sie „nicht gut genug“war, gebe der heutige Tag Anlass zu ungetrübter Freude: „Wir stimmen über eine zweite grüne Regierungsbeteiligung ab – mit einem mehr als passablen Ergebnis“, betonte Rössler. So wie Cyriak Schwaighofer einst Platz für sie gemacht habe, tue sie das nun für Heinrich Schellhorn. „Danke, es war eine großartige Zeit“, rief Rössler den Mitgliedern zu und ergänzte: „Es ist ja nicht das Ende. Es gibt nichts Grüneres als jede Faser von mir.“Was sie jetzt machen wird? „Ich habe keine Ahnung, aber ich habe zwei Zettel vorbereitet. Auf dem einen steht: ,Ukulele spielen lernen‘, auf dem anderen: den ,landwirtschaftlichen Facharbeiter‘ machen“, erklärte sie.
Für die Grünen beginnt damit ein neues Kapitel unter einer neuen Führung: Mit 94,83 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder (116 gültige Stimmen wurden abgegeben) wurde Heinrich Schellhorn zum neuen GrünenLandessprecher gewählt. „Bei der Landtagswahl in fünf Jahren werden wir wieder zweistellig sein, mit mindestens zehn Prozent“, versicherte Schellhorn im seiner Wahl vorangegangenen Hearing. Das grün tickende Potenzial sieht der angehende neue Landeshauptmann-Stellvertreter bei 14 bis 15 Prozent.
Beim Koalitionsübereinkommen – das die Grünen nach kurzer Debatte mit 98,98 Prozent für gut befanden – „haben wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen“, betonte Schellhorn. Im Klimaschutz-Ressort werde er dafür sorgen, dass der Masterplan Klima und Energie 2050 etappenweise umgesetzt werde. Weil dabei das von Stefan Schnöll (ÖVP) geführte Verkehrsressort eine Rolle spiele, betrachte er sich hier als „ressortübergreifenden Wächter“. Er werde sich nicht scheuen, gegenüber der türkisblauen Bundesregierung klare Worte zu finden. „Die Mindestsicherung wird eines unserer ersten Themen werden.“Berthold, die als Klubobfrau in den Landtag einziehen wird, ergänzte, dass die Grünen bei verbindlichen Frauenquoten auf Führungsebene „dranbleiben“wollen, denn dafür habe es keine Mehrheit in der künftigen Koalition gegeben. Sie wird mit der Gemeinderatswahl im Frühjahr 2019 in die Salzburger Stadtpolitik wechseln. Das frei werdende Mandat geht an Simon Heilig-Hofbauer. Klubobfrau dürfte dann Sozialsprecherin Kimbie Humer-Vogl werden. Sie wird neben Schellhorn und den Abgeordneten Heilig-Hofbauer sowie Josef Scheinast die einzige Frau in der grünen Landespolitik sein. „Ein Dilemma, das man nicht planen kann“, wie es der neue Parteichef sagte.
„Grüne Politik ist eine Liebeserklärung an die Welt.“Astrid Rössler in ihrer Rede