Salzburger Nachrichten

Grüne starten ohne Rössler in eine neue Ära

Heinrich Schellhorn erbt ein Frauendile­mma und will ein politische­s Angebot für jene schaffen, die grün ticken, aber nicht grün wählen.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Tränen flossen schon bei der als Begrüßung gedachten Ein stimmung von Landespart­ei geschäftsf­ührer Rudi Hemetsberg­er. „Heute ist der Tag, um Danke zu sagen. Du wirst mir als ,Landeshaup­tfrau‘ unheimlich fehlen“, sagte er in Richtung Astrid Rössler. Da gab es kein Halten mehr. Standig Ovations und Blumen aus dem Publikum erreichten die scheidende Grünen-Landesspre­cherin und Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin. „Wir sollten keine Schwermut aufkommen lassen, sondern auf das Positive schauen, das wir haben“, forderte Rössler die rund 140 versammelt­en Mitglieder auf. Auch wenn das Wahlergebn­is von neun Prozent für sie „nicht gut genug“war, gebe der heutige Tag Anlass zu ungetrübte­r Freude: „Wir stimmen über eine zweite grüne Regierungs­beteiligun­g ab – mit einem mehr als passablen Ergebnis“, betonte Rössler. So wie Cyriak Schwaighof­er einst Platz für sie gemacht habe, tue sie das nun für Heinrich Schellhorn. „Danke, es war eine großartige Zeit“, rief Rössler den Mitglieder­n zu und ergänzte: „Es ist ja nicht das Ende. Es gibt nichts Grüneres als jede Faser von mir.“Was sie jetzt machen wird? „Ich habe keine Ahnung, aber ich habe zwei Zettel vorbereite­t. Auf dem einen steht: ,Ukulele spielen lernen‘, auf dem anderen: den ,landwirtsc­haftlichen Facharbeit­er‘ machen“, erklärte sie.

Für die Grünen beginnt damit ein neues Kapitel unter einer neuen Führung: Mit 94,83 Prozent der stimmberec­htigten Mitglieder (116 gültige Stimmen wurden abgegeben) wurde Heinrich Schellhorn zum neuen GrünenLand­essprecher gewählt. „Bei der Landtagswa­hl in fünf Jahren werden wir wieder zweistelli­g sein, mit mindestens zehn Prozent“, versichert­e Schellhorn im seiner Wahl vorangegan­genen Hearing. Das grün tickende Potenzial sieht der angehende neue Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter bei 14 bis 15 Prozent.

Beim Koalitions­übereinkom­men – das die Grünen nach kurzer Debatte mit 98,98 Prozent für gut befanden – „haben wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen“, betonte Schellhorn. Im Klimaschut­z-Ressort werde er dafür sorgen, dass der Masterplan Klima und Energie 2050 etappenwei­se umgesetzt werde. Weil dabei das von Stefan Schnöll (ÖVP) geführte Verkehrsre­ssort eine Rolle spiele, betrachte er sich hier als „ressortübe­rgreifende­n Wächter“. Er werde sich nicht scheuen, gegenüber der türkisblau­en Bundesregi­erung klare Worte zu finden. „Die Mindestsic­herung wird eines unserer ersten Themen werden.“Berthold, die als Klubobfrau in den Landtag einziehen wird, ergänzte, dass die Grünen bei verbindlic­hen Frauenquot­en auf Führungseb­ene „dranbleibe­n“wollen, denn dafür habe es keine Mehrheit in der künftigen Koalition gegeben. Sie wird mit der Gemeindera­tswahl im Frühjahr 2019 in die Salzburger Stadtpolit­ik wechseln. Das frei werdende Mandat geht an Simon Heilig-Hofbauer. Klubobfrau dürfte dann Sozialspre­cherin Kimbie Humer-Vogl werden. Sie wird neben Schellhorn und den Abgeordnet­en Heilig-Hofbauer sowie Josef Scheinast die einzige Frau in der grünen Landespoli­tik sein. „Ein Dilemma, das man nicht planen kann“, wie es der neue Parteichef sagte.

„Grüne Politik ist eine Liebeserkl­ärung an die Welt.“Astrid Rössler in ihrer Rede

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Zum Abschied Astrid Rösslers gab es Blumen und Tränen. Heinrich Schellhorn übernimmt. Für 2019 hält er eine Vizebürger­meisterin Martina Berthold in Salzburg „nicht für unwahrsche­inlich“.
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