Katar leistete Widerstand
Vor einem Jahr wollten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Katar unterwerfen. Der schwerreiche Kleinstaat blieb standhaft – mit Unterstützung des Irans und der Türkei.
DOHA. Es begann mit Fake News, die vom Geheimdienst von Abu Dhabi verbreitet wurde. Der Emir von Katar, hieß es in der Falschmeldung, habe den Iran als „islamische Macht“gepriesen und die palästinensische Hamas gelobt. Die Ende Mai 2017 lancierte Nachricht war Teil einer letztlich durchsichtigen Kampagne, mit der die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Bahrain und Ägypten Katar als Helfer terroristischer Gruppen bloßstellen wollten.
Das Quartett setzte die diplomatischen Beziehungen zu Katar aus und verhängte eine Land-, See- und Luftblockade. Zwei Wochen später stellte es Doha ein Ultimatum mit Forderungen. Neben dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Iran sollte der katarische Fernsehsender Al Dschasira den Sendebetrieb einstellen – was Scheich Tamim bin Hamad al Thani, der Emir von Katar, ablehnte.
Niemals werde man sich dem Diktat der Nachbarn unterwerfen, betonte der 37 Jahre alte Herrscher, der weiter seinen Weg geht. Die Mittel dafür sind vorhanden. Katar besitzt die drittgrößten Erdgasreserven der Welt. Die finanziellen Rücklagen des Ausrichters der Fußballweltmeisterschaft von 2022 betrugen im Juli 2017 insgesamt 340 Mrd. US-Dollar. Dieser Puffer garantiert den 2,7 Millionen Einwohnern des Emirats auch in Krisenzeiten ein sorgenfreies Leben – was ein Besuch in einem Supermarkt in Doha veranschaulicht: Alle Regale sind prall gefüllt. Für die Versorgung mit frischem Obst und Gemüse sorgt der Iran, der Qatar Airways auch seinen Luftraum zur Verfügung gestellt hat. Milchprodukte und Fleisch, früher von Saudi-Arabien geliefert, kommen jetzt aus der Türkei. Mit mehr als 2000 Soldaten stärkt Ankara dem Emir von Katar auch militärisch den Rücken.
Für die USA ist die Katar-Krise ein Ärgernis erster Güte. Im Streit um das Emirat hatte sich Präsident Donald Trump zunächst auf die Seite von Saudi-Arabien und seiner Verbündeten geschlagen. Dann erklärten ihm seine Berater, dass sich ausgerechnet in Katar der größte amerikanische Militärstützpunkt im Mittleren Osten befindet. Die US-Diplomatie versuchte daraufhin zu vermitteln.
Vergangene Woche forderte die US-Regierung die Mitglieder des Golfkooperationsrats – neben Saudi-Arabien sind das Katar, die Vereinigten Emirate, Kuwait, Bahrain und der Oman – auf, der US-Strategie gegenüber dem Iran zu folgen. Der Oman, Kuwait und Dubai unterhalten aber gute Beziehungen zum Iran. Sie lehnen es auch ab, sich dem Diktat der Saudis zu beugen. Die Katar-Krise war für sie eine Gelegenheit, auf Distanz zu gehen.