Der Jazz erobert neue Spielräume und Zuhörer
Das 39. Jazzfestival Saalfelden erweitert das Gratisangebot und lockt mit den Stars von morgen.
SALZBURG. Es ist etwas im Gange in der weiten Welt des Jazz. Altgediente Festivalmacher treten ab, eine neue Generation versucht jüngere Publikumsschichten zu generieren. Dazu gehört das Verlassen der Festival-Komfortzone. Was sich international „Audience Development“nennt, stößt auch beim Jazzfestival Saalfelden auf offene Ohren.
„Junges Programm allein reicht heute nicht mehr“, sagt Intendant Mario Steidl. „Wir müssen mit einem niederschwelligen Angebot die Leute anlocken.“Daher hat das Festival im Vorjahr die Reihe „Nexus Plus“ins Leben gerufen, die parallel zum Hauptprogramm im Kongresshaus junge, hippe Formationen im Kunsthaus Nexus präsentiert. „Wir mussten viele Besucher heimschicken, weil der Andrang so groß war“, erzählt Marco Pointner vom Tourismusverband. Beim diesjährigen Jazzfestival Saalfelden vom 23. bis 26. August wird die Gratisreihe auf sechs Konzerte an zwei Tagen erweitert. Auch die Zahl an Festival-Schauplätzen wächst. Neben der City Stage auf dem Rathausplatz und den Almkonzerten bespielt das Festival heuer erstmals die Buchhandlung Wirthmiller und das Museum auf Schloss Ritzen. Diese Eroberung neuer Spielräume ist ein Testlauf für das Jubiläum 2019. Zur 40. Auflage soll das Festival deutlich ausgeweitet werden, verrät Steidl: „Wir wollen mehr Konzerte im Ort, aber auch die Bergwelt oder den Ritzensee mit einbinden.“
Der Blick geht also nach vorn. Das lässt sich heuer auch am Programm auf der Hauptbühne ablesen. Der Starfaktor wird bewusst kleingehalten. Die Gitarristen Elliott Sharp und Marc Ribot zählen schon zu den bekannteren Namen. Stattdessen präsentieren sich mögliche Stars von morgen, wie der 32-jährige Geiger Théo Ceccaldi, der mit seiner gefeierten Band Freaks und im Kammerquartett Chamber 4 gleich zwei Mal zu hören ist.
Frankreich bildet heuer allgemein einen Schwerpunkt. „Die französische Szene ist derzeit unglaublich“, schwärmt der Intendant. Zwei weitere Leitlinien des 39. Jazzfestivals, Vokalkunst und österreichische Künstler, vereinen sich im Eröffnungsprojekt: „Café Drechsler“-Frontmann Ulrich Drechsler führt die Singer-Songwriterin Clara Luzia, die Sopranistin Özlem Bulut und die Spoken-Word-Künstlerin Yasmin Hafedh zusammen – traditionell eine Uraufführung zum Festivalstart.
„Das Publikum kommt nach Saalfelden, um Neues zu hören“, sagt Mario Steidl. Auch heuer sind bereits 50 Prozent der Karten noch vor der Programmpräsentation verkauft gewesen.
„Das Publikum will bei uns Neues hören.“Mario Steidl, Intendant