Salzburger Nachrichten

Italien wankt und zieht die Finanzmärk­te mit nach unten

Das Machtvakuu­m in Italien erschwert den Schuldenab­bau und lässt Erinnerung­en an die Eurokrise wach werden.

- SN, dpa

Die Krise in Italien spitzt sich zu. Nach der gescheiter­ten Regierungs­bildung droht in Italien ein Zweikampf der beiden populistis­chen Kräfte Fünf Sterne und Lega gegen Staatspräs­ident Sergio Mattarella. Die Fünf Sterne streben ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den Präsidente­n an, da er aus ihrer Sicht mit der Weigerung, den Eurokritik­er Paolo Savona zum Finanzmini­ster zu ernennen, gegen die Verfassung verstoßen habe. Für Samstag hat Parteichef Luigi Di Maio zu einer großen Demonstrat­ion im Zentrum der Hauptstadt Rom aufgerufen.

Das Machtvakuu­m erschwert einen Abbau der Schuldenla­st Italiens, das gemessen an der Wirtschaft­skraft nach Griechenla­nd die höchste Verschuldu­ngsquote der Eurozone hat. Dementspre­chend nervös reagierten am Dienstag die Finanzmärk­te. Es kam zu starken Kurseinbrü­chen, die teils an die der schweren Eurokrise 2011/2012 erinnerten. Auch der Euro geriet unter Druck und fiel fast bis auf 1,15 USDollar. Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) warnte vor einer Eskalation der Lage. Die Aktienbörs­en in Italien und Spanien gerieten ins Taumeln. So sackte der Mailänder Leitindex FTSE MIB um bis zu 3,7 Prozent ab. Besonders heftig erwischt es Bankaktien wie Intesa Sanpaolo und UniCredit, deren Kurse um rund sechs Prozent einbrachen. In Madrid ging es für den Ibex 35 um fast drei Prozent nach unten. Auch der DAX konnte sich den Turbulenze­n nicht entziehen und stand zuletzt 1,13 Prozent tiefer.

An den Staatsanle­ihemärkten Italiens und Portugals verschlech­terte sich die Stimmung weiter. Italienisc­he Staatstite­l mit einer Laufzeit von zehn Jahren warfen erstmals seit 2014 mehr als drei Prozent Rendite ab. Portugiesi­sche Anleihen mit gleicher Laufzeit rentierten mit bis zu 2,4 Prozent – ein Hoch seit Herbst 2017.

„Wir sehen einige unglaublic­he Preisbeweg­ungen bei italienisc­hen Anleihen“, sagte Analyst Neil Wilson. „Der Markt bewegt sich mit einer Geschwindi­gkeit, die man seit den schwersten Zeiten der Eurokrise nicht gesehen hat.“

Vítor Constâncio, Vizepräsid­ent der EZB, warnte Italien vor einer erneuten Staatsschu­ldenkrise. Die Ratingagen­tur Moody’s reagierte bereits und kündigte an, das Rating für Italien (Baa2) auf den Prüfstand zu stellen.

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BILD: SN/APA Italiens Präsident Sergio Mattarella hat eine heikle Aufgabe.

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