Bei Fehlverhalten passiert oft nichts
Die gute Nachricht: In Österreichs Unternehmen wurde weniger Betrug registriert. Die schlechte: Wird etwas aufgedeckt, hat das selten Folgen.
WIEN. Betrug und Korruption in österreichischen Unternehmen werden weniger. Das zeigen die Zahlen. Unter anderem jene der neuen Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die weltweit mehr als 2550 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 55 Ländern befragt wurden, 50 davon aus Österreich.
Demnach hat in den vergangenen zwei Jahren jedes zehnte österreichische Unternehmen einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall registriert. 2016 hatte dies noch fast jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) hierzulande angegeben. Mit den neuen Werten liegt Österreich weltweit im Mittelfeld der Betrugsstatistik.
Andreas Frohner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, warnt allerdings davor, daraus schon einen positiven Trend abzulesen. Denn die Erfahrung zeige, dass Manager auf tagesaktuelle Wahrnehmung reagierten. Soll heißen: Wenn, wie vor einigen Jahren, große Betrugsfälle öffentlich bekannt werden, dann nimmt man auch das Thema im eigenen Unternehmen besser wahr.
Nach spektakulären Fällen tun Unternehmen regelmäßig etwas, um dem vorzubeugen. So haben in Folge des Siemens-Korruptionsskandals vor rund 15 Jahren viele österreichische Unternehmen reagiert. Allerdings hätten sie meist nur getan, was unbedingt nötig sei und wenig koste, kritisiert Frohner.
Allein, dass laut neuer EY-Studie zwei Drittel der heimischen Manager der Meinung sind, dass CyberRisiko ihr Unternehmen nicht treffe, zeige, dass in Summe noch viel zu wenig getan werde, sagt Benjamin Weissmann, Leiter der CyberForensik bei EY Österreich. Bei Cyber-Kriminalität spiele auch eine Rolle, dass viele Manager auf Grund ihres Alters kein detailliertes ITVerständnis hätten.
Interessant ist, dass weltweit betrachtet die jüngere Generation eine höhere Bereitschaft zu unethischem Verhalten hat als ältere Personen. Jeder fünfte Befragte unter 35 Jahren würde Geldzahlungen leisten, um das Unternehmen vor dem Wirtschaftsabschwung zu retten. Aber nur jeder Achte über 35 stimmt dieser Aussage zu.
Wird in Österreichs Unternehmen Fehlverhalten aufgedeckt, passiert – oft nichts. In nicht einmal sechs von zehn Unternehmen (58 Prozent) gibt es klare Sanktionen bei einem Verstoß gegen unternehmenseigene Compliance-Richtlinien. International ahnden knapp acht von zehn Unternehmen derartige Verstöße. Doch nur Sanktionen und die Kommunikation darüber im Unternehmen bewirke Verhaltensänderungen, meint Frohner.
Die meisten Betrugsfälle wurden in den vergangen zwei Jahren in der Ukraine (36 Prozent), Kenia (26 Prozent), Belgien und Russland (je 20 Prozent) registriert.