1,8 Millionen rauchen in Österreich täglich
Morgen ist Weltnichtrauchertag. Damit fällt auch der Startschuss für eine neue Kampagne zum Volksbegehren „Don’t smoke“.
WIEN, KIEL. Es ist für Krebsforscher ein eher trauriges Jubiläum, kein Datum zum Feiern: Seit genau 30 Jahren ist der 31. Mai Weltnichtrauchertag. Das heurige Motto lautet: „Tabak ist ein Herzensbrecher“. In Österreich, wo täglich rund 1,8 Millionen Menschen rauchen, wird der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufene Aktionstag von der Ärztekammer Wien und der Krebshilfe als Startschuss für den Countdown zum Volksbegehren „Don’t smoke“angesehen.
Die Eintragungswoche für das Volksbegehren, das ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie zum Ziel hat, findet von 1. bis 8. Oktober statt. „Bis dahin werden wir eine intensive Kampagne führen, um die Bevölkerung in Sachen Nichtraucherschutz aufzuklären“, sagt Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. In einer sechswöchigen Unterstützungsphase wurden bereits 591.146 Unterschriften gesammelt. Vertreter der Regierungsparteien hatten mehrmals betont, bei 900.000 Unterschriften eine verbindliche Volksabstimmung zu initiieren. Diese Zahl möchte man laut Szekeres „anvisieren und wenn möglich übertreffen“.
Wie berichtet, hatte die schwarz-blaue Regierung das für den 1. Mai geplante Rauchverbot in der heimischen Gastronomie gekippt. Ein solches Rauchverbot sei aber die „wirksamste Maßnahme zur Verhinderung von jugendlichen Raucherkarrieren“, erklärten Vertreter der Österreichischen Krebshilfe am Dienstag. Knapp zehn Prozent der 15-Jährigen in Österreich rauchen bereits täglich. Fasst man die Altersgruppe der 15- bis 19Jährigen zusammen, liegt Österreichs Jugend mit 20 Prozent täglichen Rauchern überhaupt an erster Stelle in Europa. „Je später Jugendliche zur Zigarette greifen, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie langfristig von Nikotin abhängig werden“, sagte Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda. Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums sterben in Österreich jährlich etwa 14.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.
Manfred Neuberger von der Abteilung für Umwelthygiene der MedUni Wien warnte am Dienstag auch vor E-Zigaretten, deren Gefahr deutlich unterschätzt werde: „Wir wissen heute, dass kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei oxidativem Stress durch E-Zigaretten zu erwarten sind. Das wird noch verstärkt durch Gefäßwirkungen, die das Nikotin verursacht.“
Der Weltnichtrauchertag der WHO legt diesmal den Schwerpunkt auf „Tabakkonsum und Herzerkrankungen“. Rauchen und Passivrauchen sind weltweit für rund zwölf Prozent der Todesfälle infolge von Herzerkrankungen verantwortlich. „Die tägliche Verwendung von E-Zigaretten verdoppelt das Risiko eines Herzanfalls, Tabakzigaretten verdreifachen das Risiko und die abwechselnde Verwendung von Tabak- und E-Zigaretten verfünffacht es“, führte Neuberger aus. Auch nikotinfreie E-Zigaretten bergen Risiken wie Entzündungsreaktionen der Atemwege und Epithelschädigung in Mund und Lunge, vermutlich durch Reizstoffe und freie Radikale im Aerosol.
Mindestens ebenso gefährlich seien jene seit Kurzem am Markt erhältlichen Tabakerhitzer, die sogenannten Heets. Hierbei wird echter Tabak erhitzt, aber nicht verbrannt. Es entstünden Stoffe, die das Erbgut verändern können und möglicherweise krebserregend wirken. Das Suchtpotenzial sei aufgrund der Menge an Nikotin vergleichbar mit dem von Zigaretten.
Aus Deutschland kommt zum Weltnichtrauchertag die Nachricht, dass Schockbilder auf Zigarettenschachteln bei jungen Nichtrauchern negative Haltungen zum Rauchen verstärken. Auf rauchende Schüler wirken sie hingegen deutlich weniger emotional. Dies ergab eine Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung für die Krankenkasse DAK. Befragt wurden knapp 7000 Schüler an 44 Schulen. „Unsere Studie zeigt, dass die Warnhinweise in beträchtlichem Maße negative Emotionen auslösen, wobei Jugendliche, die noch nie geraucht haben, stärker emotional reagierten als rauchende Jugendliche“, sagte DAKVorstandschef Andreas Storm. Die Fotos hätten also einen präventiven Effekt.
„Die von E-Zigaretten ausgehende Gefahr wird deutlich unterschätzt.“Manfred Neuberger, MedUni Wien