Foda testet die Zukunft
In den Testspielen gegen Russland, Deutschland und Brasilien geht es für das Nationalteam darum, sich gut für den Herbst aufzustellen.
INNSBRUCK. Es wird langsam ernst für Österreichs Fußball-Nationalteam unter Teamchef Franco Foda. Mit dem Spiel gegen Russland heute, Mittwoch (20.45, live in ORF eins), in Innsbruck beginnt ein Testspiel-Triple der Luxusklasse. Gegen den WM-Veranstalter sowie gegen Weltmeister Deutschland (Samstag in Klagenfurt) und den fünfmaligen Champion Brasilien (10. Juni in Wien) wird sich zeigen, wie gut Fodas Team auf die Pflichtspiele in der neu eingeführten UEFA Nations League im Herbst gegen Nordirland und Bosnien-Herzegowina vorbereitet ist.
Das sind die Schlüsselthemen für Franco Foda und sein Team in den drei Testspielen:
Torhüter
Heinz Lindner hat sich als neue Nummer eins etabliert. Hinter dem Grasshoppers-Keeper stehen dem Teamchef mittlerweile mehr Alternativen zur Verfügung als noch vor einem halben Jahr. Nach Jörg Siebenhandl und Markus Kuster können sich die Debütanten Richard Strebinger (Rapid Wien) und Cican Stankovic (Red Bull Salzburg) präsentieren. Gegen die drei Topnationen wird der jeweilige Schlussmann deutlich mehr im Blickpunkt stehen als in den vergleichsweise lockeren Tests gegen Slowenien (3:0) und Luxemburg (4:0).
Außenspieler
Der positivste Aspekt der beiden bisherigen Länderspiele 2018 war die taktische Flexibilität des Teams – und hier vor allem die Aufstellungsvarianten 3-5-2 und 3-4-3. Dabei glänzten vor allem die Achsen David Alaba–Marko Arnautovic (links) und Stefan Lainer–Valentino Lazaro (rechts). Allein die Personalsituation zwingt Franco Foda nun zu weiteren Experimenten. Lazaro fehlt beim aktuellen Lehrgang verletzungsbedingt, hinter dem Einsatz von David Alaba steht ein großes Fragezeichen. Der Bayern-Star, der im März gegen Slowenien sein bestes Länderspiel seit Langem zeigte, kämpft wieder mit Oberschenkelproblemen. Foda sagte am Dienstag: „Ich kann im Moment nicht zu 100 Prozent sagen, ob David spielen kann. Er hat in zwei Trainingseinheiten gefehlt. Wir werden das am Mittwoch kurzfristig entscheiden.“Da auch Linksverteidiger Andreas Ulmer fehlt, könnte Teamneuling Marvin Potzmann, seit Montag bei Rapid, debütieren.
Torjäger
Lang sah es düster aus bei der Suche nach einem Nachfolger für den TopGoalgetter der Gegenwart, Marc Janko. Mit gleich drei Treffern gegen Slowenien und Luxemburg hat Marko Arnautovic diese Rolle angenommen und verkündet: „Ich muss Tore machen, dafür bin ich da.“In Zukunft sollte auch Michael Gregoritsch, der diesmal verletzt fehlt, seine Trefferquote aus der deutschen Bundesliga (13 Saisontore für Augsburg) aufs Nationalteam übertragen können. Er und SchalkeSturmspitze Guido Burgstaller könnten im Herbst zusätzliche Konkurrenz erhalten, wenn es mit der Einbürgerung von Ashley Barnes (FC Burnley) klappt.
Dominanz
Auch wenn bei den kommenden Gegnern Weltklassespieler auf dem Platz stehen, wollen die Österreicher sich nicht verstecken und nur verteidigen. Kapitän Julian Baumgartlinger bekundet die Absicht, „einen eigenen Ballbesitz zu etablieren, auch einmal dominant einen eigenen Fußball aufzubauen“. Hinten hineinstellen werde man sich nicht: „Ich denke, wir werden unseren Weg nicht verlassen in diesen drei Spielen.“
Stamm
Bei 26 Spielern im Kader hat der Teamchef zwar viele Möglichkeiten und Alternativen. Vor dem Ernstfall sollte sich aber auch schon ein Stamm herausbilden. Dazu zählen sicher Lindner im Tor, dazu Baumgartlinger, Arnautovic, Abwehrroutinier Sebastian Prödl und – falls er fit ist – David Alaba.
Fehlertoleranz
Den Teamspielern ist klar, dass mit den drei WM-Startern nun ganz andere Kaliber warten als bisher. Fehler wird man sich nur wenige erlauben können. Kapitän Julian Baum- gartlinger sagte: „Das sind Gegner auf Topniveau, da ist der Raum für Fehler und Missverständnisse sehr gering. Der geht gegen null.“Marko Arnautovic sieht das Team aber ohnedies schon weiter. „Ich denke nicht, dass wir in der Experimentierphase sind“, meinte Arnautovic. „Wir sind gut aufgestellt und gut formiert.“
Österreich verteidigt eine starke Bilanz in Innsbruck: Von elf Länderspielen wurden sieben gewonnen, vier endeten unentschieden.