„Damals war ich ahnungslos, aber lernte von den Besten“
Als Trainer von Horst Skoff war Günter Bresnik schon vor 31 Jahren bei den French Open. Was sich verändert hat und wie er seine Doppelrolle bei Topstar Dominic Thiem sieht.
Auf Dominic Thiem wartet heute, Mittwoch, in Runde 2 der French Open mit dem griechischen Jungstar Stefanos Tsitsipas (19) der erste größere Prüfstein. Sein Trainer Günter Bresnik im SN-Interview. SN: Viele sprechen vom Zweitrunden-Schlager. Warum? Bresnik: Weil Tsitsipas einer der sehr Jungen ist, die in absehbarer Zeit ganz nach vor kommen werden. Der hat sein Durchbruchsjahr, in dem alles passieren kann. SN: Apropos Erfahrung: Davon haben Sie mehr als jeder andere Trainer hier. Können Sie sich an Ihr erstes Roland Garros erinnern? 1987 mit Skoffi (Horst Skoff). Das war so beeindruckend, dass ich das Bedürfnis hatte, öfter herzukommen. Und wenn ich mich heute in der Umkleide umsehe, dann gibt es echt keinen, der länger dabei ist. SN: Trainer vor 31 Jahren und jetzt: Was hat sich verändert? Ich hoffe, dass ich besser geworden bin und dazugelernt habe. Damals war ich nämlich ahnungslos. Dafür müsste ich mich fast entschuldigen (lacht). Nein, aber ich hatte drei der besten Leute, die mir sehr geholfen haben, Fehler zu vermeiden: Bob Brett, Ion Tiriac und Jan Kukal. SN: Gab es umgekehrt auch Spieler, von denen Sie gelernt und profitiert haben? Du lernst von jedem etwas anderes. Der Wichtigste von allen wird immer der Skoffi sein. Er hat mir einen erfolgreichen Einstieg ermöglicht. Und das geht nur mit einem guten Spieler, denn ohne einen solchen kannst du der beste Trainer sein und wirst nicht weiterkommen. SN: Was können Sie von Ihrem aktuellen Schützling lernen? Zu Dominic habe ich seit jeher ein ganz anderes Verhältnis. Weil ich ihn von Kindheit an betreue und wegen des Altersunterschieds. Skoffi oder (Boris) Becker etwa waren nur um ein paar Jahre jünger als ich. Bei Dominic war daher von Anfang an eine größere Akzeptanz da. Das Wichtigste ist aber, was du über einen Spieler lernst und dass du weißt, wie du ihn behandeln musst. SN: „Erst wenn ich überflüssig bin, bin ich ein sehr guter Trainer.“Was meinen Sie damit? Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen überflüssig bin, denn das würde heißen, dass alles sehr gut läuft. Aber ganz überflüssig kann man als Trainer wohl nie sein, denn auch beim besten, perfekten Auto muss einmal das Öl gewechselt oder es müssen die Scheiben geputzt werden und für solche Dinge werde ich für Dominic immer da sein. SN: Nehmen Sie auch die Rolle seines Erziehers ein? Wenn du als Trainer kein Erzieher bist, dann machst du etwas falsch. Wie man isst oder wann man Bitte und Danke sagt, das haben seine Eltern sehr gut hinbekommen. Aber wenn mir im Umgang mit seinem Sport, den Medien und Turnierverantwortlichen oder Putzfrauen im Hotel etwas nicht gefällt, dann erwähne ich das natürlich. SN: Sie sind sein Trainer und Manager. Wie vereinen Sie die sportlichen auf der einen und die wirtschaftlichen Aspekte auf der anderen Seite? Wenn ich nicht wäre, dann wäre es ein anderer und wir hätten ständig Auseinandersetzungen. So bekommen wir alles leichter unter einen Hut, Training wie Sponsorentermine. Das Gute ist, dass Geld für Dominic nicht so ein entscheidender Faktor ist wie für die meisten anderen Spieler. Und Dominic ist sowohl auf dem Platz wie auch abseits davon sehr belastbar. SN: Sie werden manchmal kritisiert, weil Sie Ihren Schützling bevormunden würden. Etwa, ob er Davis Cup spielt. Verstehen Sie die Kritik? Dominic ist in jede Entscheidung miteinbezogen. Außerdem würde ich nie etwas so entscheiden, dass es ihn unglücklich macht. Es gibt Entscheidungen unangenehmer Natur und die treffe lieber ich, bevor ich sie ihn entscheiden lasse, auch um ihn zu schützen. Aber von bevormunden kann bei Dominic nicht die Rede sein. Da wird viel falsch verstanden. Viele Leute beurteilen und kritisieren dann, ohne die Hintergründe zu kennen.
„Geld ist Dominic nicht so wichtig.“
SN: Warum haben Sie eigentlich nie Frauen trainiert? Ich habe eine Mutter, eine Tante, zwei Großmütter, vier Töchter, eine Frau und eine Schwiegermutter und hatte einen Vater und einen Schwiegervater. Also, Sie können mir glauben, ich habe in meinem Leben genügend mit Frauen zu tun (lacht). Davon abgesehen habe ich einmal mit Shahar Peer (die Israelin war Nummer elf der Welt) gearbeitet. Das war zur gleichen Zeit, als ich Ernests Gulbis trainiert habe. Sie wollte mich dann als ihren alleinigen Coach immer dabeihaben und da ist mir die Entscheidung für Gulbis leichtgefallen.