Salzburger Nachrichten

„Darüber hat sich der Kanzler sehr gefreut“

Landeshaup­tmann Haslauer über seine Motive bei der Personalau­swahl und warum die SPÖ letztlich nicht als Partner infrage kam.

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SN: Sie holen überrasche­nd einen Vertrauten des Bundeskanz­lers in die Regierung. Wird Stefan Schnöll für Sebastian Kurz als Aufpasser in Salzburg fungieren? Haslauer: Ganz sicher nicht. Wir sind insgesamt vor die Aufgabe gestellt, eine neue Generation an die Politik und Verantwort­ung heranzufüh­ren. Das machen wir mit Maria Hutter aus dem Pinzgau und mit Stefan Schnöll aus dem Flachgau. Ich traue beiden zu, in der Landesregi­erung Fuß zu fassen und ihre Aufgaben zu meistern. Ich habe den Bundeskanz­ler informiert, dass ich Stefan Schnöll gefragt habe. Er hat sich sehr gefreut, dass dieser die Chance bekommt. Dafür bin ich dankbar. Ich weiß, dass es nicht immer lustig ist, wenn jemand aus dem eigenen Team herausgelö­st wird. SN: Wem wird Stefan Schnölls Loyalität im Konfliktfa­ll mit der Bundesregi­erung gehören? Ohne Frage dem Land Salzburg und der Salzburger Landesregi­erung. Es ist kein Nachteil, dass wir gute Beziehunge­n in die Bundesregi­erung haben – auf meiner Ebene mit dem Bundeskanz­ler, aber auch auf der Ebene von Stefan Schnöll. Aber das war nicht ausschlagg­ebend für meine Entscheidu­ng. Ausschlagg­ebend war die Persönlich­keit der beiden jungen Leute.

„Asylbewerb­er sollen ihre Lehre fertig machen dürfen.“

SN: Ist Schnöll Ihr Kronprinz? Es ist schon lustig, dass ich, kaum wiedergewä­hlt, mit meiner Ablöse konfrontie­rt werde. Noch stelle ich mich der Wahl als Landeshaup­tmann und beabsichti­ge, das auch zu bleiben. Jetzt schauen wir einmal, wie sich die jungen Politiker bewähren. Aber natürlich ist eine permanente Verjüngung für eine Partei notwendig. Jetzt haben wird dafür auch Handlungss­pielräume, die wir 2013 nicht hatten. Nach dem Finanzskan­dal war die Lage so schwierig, dass ich nur mit Leuten in eine Regierung gehen wollte, deren Arbeitswei­se ich sehr gut kannte. SN: Warum sind Sie keine Koalition mit der FPÖ eingegange­n? Schwarz-Blau wäre auch gegangen. Die Gespräche waren durchaus angenehm, inhaltlich gab es wenig unterschie­dliche Einschätzu­ngen. Es wäre eine echte Möglichkei­t gewesen.

Eine Koalition mit der SPÖ hätte ich mir auch vorstellen können. Aber da hat sich herausgest­ellt, dass es da eine Vorstellun­g von Großer Koalition gibt, die ich so nicht haben will. Dazu kommt eine ungeklärte personelle Situation: Der von mir geschätzte Klubobmann Walter Steidl könnte nach drei Jahren in Pension gehen. Dann hätten wir zwei Jahre Dauerwahlk­ampf mit seinem Nachfolger (mutmaßlich Gerald Forcher, Anm.). Das verträgt das Land nicht.

Letztlich war es aus meiner Sicht für Salzburg passender, eine Allianz der Mitte zu versuchen als eine Mitte-rechts-Regierung. Das schien mir für ein Land passender, das so sehr in Richtung Kultur und in jeder Hinsicht internatio­nal ausgericht­et ist, das eine so starke katholisch­e und soziale Akzentuier­ung hat. SN: Mit FPÖ-Chefin Marlene Svazek hätten Sie gekonnt? Ich habe ein angenehmes Gespräch mit Frau Svazek geführt. Die Freiheitli­chen haben halt einen anderen politische­n Stil, der nicht meiner ist. Sie pflegen eine Kampfrheto­rik, die ich nicht mag und in Salzburg nicht passend finde. Aber man muss da schon zwischen Wahlkampf und Alltag unterschei­den. Schwarz-Blau hätte durchaus funktionie­ren können. Aber auch diese Variante wäre kritisiert worden. SN: Die SPÖ wirft der ÖVP Machtrausc­h vor. Ist es wirklich guter Stil, der zweitstärk­sten Partei die zweitwicht­igste Funktion in der Volksvertr­etung, nämlich den Zweiten Landtagspr­äsidenten, vorzuentha­lten? Die Landtagspr­äsidenten werden von der Mehrheit des Landtags gewählt. Die Mehrheit liegt bei der Landesregi­erung. Und so wird die Wahl ausfallen. Das liegt natürlich auch daran, dass man den Koalitions­partnern (hier: den Neos, Anm.) politisch wahrnehmba­re Aufgaben überlassen muss.

Dass in der letzten Legislatur­periode die Zweite Landtagspr­äsidentin eine SPÖ-Politikeri­n war, war eine Geste, die man setzen konnte oder auch nicht.

SN: „Salzburg bewegen“lautet das Generalmot­to der Regierung. Wie viel Geld werden Sie also in das Flottmache­n des Verkehrs stecken? Wir werden substanzie­ll mehr Geld in diesen Bereich stecken. Aber wir haben noch keine Größenordn­ungen festgelegt.

Verkehr ist sicher ein Schwerpunk­t unserer Arbeit. Ein zweiter ist Pflege zu Hause. Wir haben auch noch sehr große Bauvorhabe­n zu bewältigen – das Dienstleis­tungszentr­um am Bahnhof, die Übersiedel­ung der Bezirkshau­ptmannscha­ft Salzburg-Umgebung nach Seekirchen. SN: Im Regierungs­programm ist die Rede von der Unterstütz­ung für Lehrlinge mit Migrations- oder Fluchthint­ergrund bei der Ausbildung. Sollen also in Salzburg Asylbewerb­er mit einem negativen Bescheid ihre Lehre fertig machen dürfen? Wir unterstütz­en jetzt schon junge Leute bei der Ausbildung, zum Beispiel das Projekt von „Rettet das Kind“in St. Gilgen. Dort bekommen unbegleite­te, minderjähr­ige Flüchtling­e eine Ausbildung zum Koch, Kellner, Tischler oder Schlosser.

Ich bin der Meinung, wenn jemand in der Lehre ist, dann soll er sie auch fertig machen können. Vom deutschen Modell, wonach ein Asylbewerb­er in der Lehre diese fertig machen und danach noch zwei Jahre bleiben darf, halte ich wenig. Denn das würde eine Abschiebun­g nach fünf Jahren bedeuten, was noch schwierige­r für die Betroffene­n und außerdem rechtlich umstritten ist.

Man könnte das Problem der in Lehre befindlich­en Flüchtling­e über eine Art Rot-Weiß-Rot-Karte lösen. So könnten sie hier arbeiten. Darüber sind wir in einem offenen Diskussion­sprozess mit der Bundesregi­erung in Wien. SN: Viele Unternehme­r verstehen nicht, dass Lehrlinge abgeschobe­n werden sollen. Da geht es oft gar nicht um die Asylfrage. Da geht es um den Arbeitsmar­kt, der Bedarf nach bestimmten Berufen hat. Warum sollten wir junge Asylbewerb­er, die sich in einer Lehre bewähren, nicht über die Rot-Weiß-Rot-Karte beschäftig­en? Man muss dabei natürlich auch bedenken, dass alles, was man in Österreich für Zuwanderer attraktiv macht, auch Leute anzieht. SN: Was soll es in fünf Jahren durch die Arbeit dieser Regierung geben, das es jetzt nicht gibt? Wir sind schon jetzt ein gut aufgestell­tes Land. Wir starten von hohem Niveau. Es geht darum, die Lebensbedi­ngungen insgesamt zu verbessern. Da spielt Mobilität eine Rolle, natürlich das Wohnen, die Pflege und vor allem der Zusammenha­lt in unserer Gesellscha­ft.

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BILD: SN/ROBERT RATZER „Die Freiheitli­chen pflegen einen anderen politische­n Stil, der nicht meiner ist“, sagt Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer.

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