Oldtimer sind ihm das liebste Spielzeug
Michael Höll hilft, wenn alte Fahrzeuge streiken: Beim Gaisbergrennen ist das Team von Classica Automobile über eine Notfallnummer erreichbar.
SALZBURG-STADT. Das Rot sticht sofort ins Auge. Vor der Einfahrt in die Werkstatt von Classica Automobile in Salzburg-Itzling bringen die Sonnenstrahlen den Lack zum Glänzen. Nicht nur für Liebhaber ein schöner Anblick: Der Porsche 356 Speedster, Baujahr 1956. Die Mechaniker legen noch letzte Handgriffe an. Das Auto soll bis zum Gaisbergrennen, das morgen, Donnerstag, startet, aufgerüstet werden.
Michael Höll, Eigentümer des Autohauses samt Werkstatt, ist auch in diesem Jahr wieder mit dabei. Vor 15 Jahren hat sich der Stadt-Salzburger auf Oldtimer spezialisiert. Beim Gaisbergrennen übernimmt er mit seinem Team die technische Betreuung. „Wir haben eine Servicehotline eingerichtet und versuchen den Fahrern bei Problemen zu helfen“, sagt der 56-Jährige. Die häufigsten technischen Gebrechen liegen bei Vergaser und Zündung. Es komme aber auch vor, dass jemandem der Sprit ausgehe. „Das kann in der Hitze des Gefechts schon einmal passieren.“
Kurz vor der HTL-Matura schrieb Höll eine Liste mit Lebenszielen. Darunter: einmal ei- nen Jaguar E-Type fahren. Dieses Ziel hat er erreicht, ist in Dutzenden edlen Oldtimern gesessen.
Woher seine Leidenschaft für Autos kommt? „So genau weiß ich das nicht, da kam wohl etwas Benzin in meinen Griesbrei“, sagt er schmunzelnd. Mit zwölf Jahren saß er zum ersten Mal im Gokart. Seit Kurzem ist er wieder häufig auf dem Salzburgring anzutreffen, wo er in Formel-3-Autos seine Runden dreht. Über Jahre hinweg war er im historischen Rallye-Sport tätig, gewann den Ennstal-Classic. 2004 stolperte der Salzburger mit abgeschlossenem Wirtschaftsstudium zufällig ins Autogeschäft. Zunächst organisierte er Events, bot 15 Oldtimer zum Verleih an. Mittlerweile liegt das Augenmerk neben dem Verkauf auf der Werkstatt. „Ich verkaufe Spielzeug und helfe beim Spielen“, beschreibt er seine Tätigkeit lachend.
Die Erhaltung eines Oldtimers sei aufwendig, dessen müsse man sich vor dem Kauf klar sein. „Im Gegensatz zu modernen Autos samt Diagnose-Elektronik ist allein die Fehlersuche für die Mechaniker ein langwieriger Prozess.“Ein Oldtimer könne alles schlechter als neue Wagen. „Für ein solches Fahrzeug muss man sich bewusst entscheiden. Es vermittelt Emotionen und macht einfach Spaß beim Fahren“, schwärmt der passionierte Autofan. Das laute Scheppern gehöre dazu. „Sitze ich in einem alten Sportwagen, kommt mir bereits eine Geschwindigkeit von 70 km/h richtig schnell vor, das ist schon ein spezielles Gefühl.“
Hölls erster eigener Oldtimer war ein Mercedes Cabrio 280 SL in Rot mit beigen Ledersitzen. „Ich wollte unbedingt ein Cabrio und habe mir den letztlich geleistet.“Ob solche Fahrzeuge als Wertanlage gekauft würden? „Es gab Goldgräberjahre, in denen ein paar Leute tatsächlich Geld verdient haben – mit Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent im Jahr.“Doch diese Zeiten seien vorbei, meint der Experte. Dafür nehme die Zahl der wahren Autoliebhaber wieder zu. Dennoch sei es schwer, Nachwuchs in der Branche zu finden. „Wir suchen ständig junge Spezialisten“, sagt Höll und freut sich, dass er mittlerweile einen Lehrling ausbildet.
In seinen Werkstätten in der Wasserfeldstraße stehen vor allem italienische und deutsche Sportwagen. „Der Großteil der Kunden, die zu uns kommen, sind Porsche-Fahrer“, erzählt Höll. Teuer müsse ein Oldtimer übrigens nicht zwingend sein. Einen Alfa Spider 2000 Targa aus dem Baujahr 1985 gebe es etwa bereits ab 14.500 Euro. Es gehe, unabhängig vom Preis, um ein qualitativ hochwertiges Fahrzeug, erklärt Höll.
„Da ist wohl etwas Benzin in meinem Griesbrei gelandet.“Michael Höll, Classica Automobile