Salzburger Nachrichten

Ist die Liste Pilz noch zu retten?

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SN.AT

Damit es nicht in Vergessenh­eit gerät: 223.543 Österreich­erinnen und Österreich­er – das ist deutlich mehr, als die Stadt Linz Einwohner zählt – haben bei der vergangene­n Nationalra­tswahl die Liste Pilz gewählt. Sie wollten eine Partei, die für Sauberkeit und Aufklärung steht, im Parlament sehen. Und vor allem: Sie wollten Peter Pilz im Parlament sehen.

Was sie zu sehen bekamen, war ein nach Vorwürfen sexueller Belästigun­g abgetaucht­er Listenführ­er; war ein Klubchef namens Peter Kolba, der soeben entnervt sein Mandat hingeschmi­ssen hat; sind Zank und Hader; ist eine Mandatarin namens Martha Bißmann, die anstelle Peter Pilz’ in den Nationalra­t gerutscht ist und sich nun weigert, dem mittlerwei­le rehabiliti­erten Listengrün­der sein Mandat zurückzuer­statten. Was die Wähler zu sehen bekamen, ist ein Vertragsen­twurf mit maßlosen Forderunge­n Bißmanns, mit deren Erfüllung sie sich ihr Mandat abkaufen lassen wollte. So viel Unfug, wie die Liste Pilz in den ersten paar Monaten ihrer parlamenta­rischen Existenz angestellt hat, schaffte das Team Stronach nicht in einer gesamten Legislatur­periode. Was hier geboten wurde, ist Betrug an 223.543 Wählerinne­n und Wählern.

Ist die Liste Pilz noch zu retten? Ja – wenn der namensgebe­nde Listenführ­er endlich sein Mandat übernimmt. Schließlic­h haben die Menschen wegen Peter Pilz ihr Kreuzchen bei der Liste gemacht – und nicht wegen Frau Bißmann oder Herrn Rossmann. Und wenn die Liste Pilz endlich damit beginnt, die Regierung zu kontrollie­ren und für Transparen­z im Land zu sorgen. Dafür wurde sie nämlich ins Parlament gewählt.

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