Stammgast unter den Besten
Österreichs Tennisstar Dominic Thiem zog mit Mühe ins Achtelfinale der French Open ein – und war dabei in bester Gesellschaft. Gegen Kei Nishikori muss wieder eine Steigerung her.
Mit mehr Mühe als erwartet, letztlich aber doch souverän ist Dominic Thiem bei den French Open in die Runde der letzten 16 eingezogen. Österreichs Tennisstar besiegte den Italiener Matteo Berrettini 6:3, 6:7(5), 6:3, 6:2 und darf damit weiter vom anvisierten Endspiel des größten Sandplatzklassikers träumen. Am Sonntag gegen Kei Nishikori muss dafür aber wohl wieder eine Steigerung her.
2:37 Stunden hatte sich Thiem das Leben teils selbst schwer gemacht, ehe er über sein drittes Achtelfinale in Paris und das siebte in Folge bei einem Grand-Slam-Turnier jubeln durfte. „Ich habe mich vom Regen und den veränderten Bedingungen ein bisschen rausbringen lassen. Das sollte nicht passieren. Nichtsdestotrotz war es ein extrem wichtiger Sieg“, sagte Thiem. Dabei hätte er sich der vermeintlich leichten Aufgabe schneller entledigen können. Der Österreicher führte mit Satz- und Breakvorsprung, ehe er mit vielen Doppelfehlern und leichten Fehlern den Satzausgleich hinnehmen musste. Mit der Leichtigkeit des klaren Außenseiters spielte der 1,93 Meter große Römer befreit auf. Eine Zeit lang schien in der Stierkampfarena die bisher größte Überraschung des Herren-Bewerbs möglich zu sein.
Erst ab Mitte des dritten Satzes machte sich der Klasse-Unterschied zwischen dem zweifachen Halbfinalisten und dem Weltranglisten96., der zuvor erst drei Siege auf der ATP-Tour einfahren konnte, bemerkbar. Christian Mortsch berichtet für die SN aus Paris „Aber das hat wieder einmal gezeigt, wie unfassbar groß die Dichte im Herrentennis ist“, sagte Thiem. Der oft mit sich selbst hadernde Österreicher brachte das Match schließlich ins Trockene, nachdem immer wieder einsetzender Nieselregen die Fortsetzung mehrmals gefährdete. Eines ist klar: Im Achtelfinale bedarf es wieder einer Leistung ähnlich jener vom Zweitrundensieg über Stefanos Tsitsipas, will Thiem den Traum vom Finale aufrechterhalten. „Das wird das bisher schwierigste Match im Turnier. Kei war lange verletzt, ist aber aktuell sicher wieder nahe seiner Bestform. Das allein sagt genug aus“, ist Thiem gewarnt.
Denn souveräner agierte Nishikori. Der Japaner besiegte Lokalmatador Gilles Simon klar 6:3, 6:1, 6:3. Der Franzose hatte Thiem im LyonFinale vor einer Woche bereits am Rand einer Niederlage, ehe sich der Österreicher knapp durchsetzte. Dass er nun sieben Siege in Serie gefeiert hat und mit sieben Achtelfinal-Teilnahmen auf höchster Ebene Stammgast unter den Besten ist, kommentierte Thiem launisch: „Das freut mich. Aber Federer war 23 Mal in Folge im Halbfinale. Ich würde sagen, mir fehlen also noch ein paar Siege für einen Rekord.“
Ein mögliches Viertelfinale gegen Alexander Zverev ist für den Österreicher noch kein Thema. Beinahe wäre der Schlager überhaupt vorzeitig ins Wasser gefallen. Denn wie schon in Runde zwei musste der Deutsche auch gegen den Bosnier Damir Džumhur über die volle Distanz. Wieder holte die Nummer drei der Welt einen 1:2-Satzrückstand auf und wehrte diesmal bei 4:5 im fünften Satz sogar einen Matchball ab. „Das war ein großes Match auf hohem Niveau, ich bin froh, dass ich durch bin. Der erste Sieg auf dem Centre-Court, und dann auf diese Weise. Ich hoffe, es folgen noch viele“, sagte Zverev.
Die von Thiem erhoffte „Lücke“in seinem Rasterviertel hat sich also (noch) nicht aufgetan. Der 24-Jährige weiß, dass die Chance auf sein erstes Finale einerseits so groß ist wie noch nie, andererseits warnt er vor hausgemachten Prognosen: „Man sieht jeden Tag wie umkämpft die Matches sind. Voraussagen kann man gar nichts.“
Während Zverev also den Kopf aus der Schlinge zog und auch Novak Djoković mit Mühe weiterkam, erwischte es die Nummer vier. Grigor Dimitrow unterlag Fernando Verdasco. Noch überraschender war das Aus von Elina Switolina. Die Ukrainerin verlor gegen die Rumänin Mihaela Buzărnescu, die vor Paris noch nie ein Match bei einem Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte und vor einem Jahr noch die Nummer 377 der Weltrangliste war.