Die Abnahmefahrt war der Anfang
70 Jahre später: Auf den Spuren des ersten Porsche. Mit K 45.286 begann in Gmünd ein bescheidenes Unternehmen den Weg zur Weltmarke.
Die Herren saßen im Gastzimmer des Hotel Enzian. Und waren sehr zufrieden mit dem UrPorsche. Alles war bisher gut gelaufen bei der behördlichen „letzten Abnahmefahrt“an diesem 27. Mai 1948. Und es würde auch weiterhin alles gut laufen auf dem Heimweg nach Gmünd im stillen, versteckten Kärntner Maltatal. Das schien sicher und so war es dann auch. Der 356 „Nr. 1“(Kennzeichen K 45.286) zeigte keine Schwächen. Den ganzen schönen Tag nicht. Man genoss demnach im Extrazimmer ungestört Schöberlsuppe mit Selchfleisch, Zürcher Rahmgeschnetzeltes und eine Topfenpalatschinke als Dessert. In Heiligenblut hatte man sich zuvor Zeit genommen für das Verfassen einer „Grußkarte an Prof. P.“. Ferdinand Porsche hat sich zweifellos gefreut darüber. Im Übrigen stoppte man auf den am Ende 256 Kilometern (auf viel Sand und eher wenig Asphalt) nur wegen einer Fronleichnamsprozession.
Wir verdanken dieses detaillierte Wissen um die Zulassungsfahrt des „VW Sport Typ 356“ab Werk in Gmünd dem gewissenhaften, die Prüfung begleitenden Oberingenieur Karl Rabe, einem der wichtigsten und kreativsten Mitarbeiter Ferdinand Porsches. Noch am gleichen Tag notierte Rabe in sein Tagebuch 21 Uhr als Ankunftszeit in Gmünd. Aufgebrochen war man um 9.30 Uhr. Es war der Start für diese einzigartigen Sportwagen, die bald Porsche heißen würden.
Wir verdanken dieses Wissen auch Porsche Austria in Salzburg. In einer nicht minder einzigartigen Fahrt inszenierte das Salzburger Porsche-Team zum 70-Jahr-Jubiläum eine Zeitreise in die Geburtsstunden der Marke. Nahezu auf den Tag genau wurde die Strecke der letzten Abnahmefahrt nachgefahren. Auch die Lokalitäten der Zwischenstopps waren die heute noch bestehenden dieser Nachkriegsjahre samt den Räumlichkeiten von damals. Sogar die Verpflegung war original, dank Oberingenieur Rabe.
Eine Fahrt wie keine andere. Zum überwiegenden Teil an den Volants historischer Fahrzeuge der Baureihe 356 aus dem Porsche-Museum in Stuttgart, zum Teil mit legendären Porsches (911 Turbo etwa) bis hin zu aktuellen Modellen (911 Targa oder 778 Cayman GT4). Aber immer im Mittelpunkt stand der Star der Zeitreise und das einzige Modell, das wir nicht selbst steuern durften, aber als Kopilot erleben: Der nach vielen Jahren aus der Museumsvitrine erweckte Roadster „Nr. 1“, dem dann die „Gmünd-Coupés“356/2 folgten. Allerdings: eine perfekte Nachbildung, denn das Original erlebte zahlreiche Umbauten.
356: Da tauchen Erinnerungen auf an so vieles, was Ferdinand Porsche, sein Sohn Ferry und seine vom Krieg nach Gmünd verschlagenen Helfer in diesen Nachkriegsjahren an Legenden zustande brachten, in kurzer Zeit einen Sportwagenbegriff prägten, eine Begehrlichkeit sondergleichen schufen.
Zuerst von Gmünd aus, wo 52 Porsche gebaut wurden, unter schwierigsten Bedingungen (heute zeigt das Porsche-Museum in Gmünd, wie es damals herging).
Und dann in Salzburg, wo man bessere Bedingungen vorfand, bevor es schließlich zur Rückkehr nach Stuttgart-Zuffenhausen kam.