Einheimische und Gäste gleich viel wert
Der Lungau ist anders. Allein schon landschaftlich unterscheidet sich der Bezirk Tamsweg vom großen Rest des Salzburger Landes. Ja, anders und ebenso schön ist es hier – zum Erholen und Urlauben. Aber zum Arbeiten und Leben? Bedenken wie dieses prägen das Bild vom südlichsten Bezirk Salzburgs. Auch viele Lungauerinnen und Lungauer teilen diese Bedenken und kehren ihrer Heimat den Rücken. Die Bevölkerungszahl liegt gerade noch über der 20.000Einwohner-Marke – für einen Bezirk mit 15 Gemeinden. Zum Vergleich: Im Flachgau reichen drei Gemeinden (Seekirchen, Eugendorf und Hallwang), um diese Marke gemeinsam locker zu erreichen.
Vor allem gut ausgebildete junge Leute, die auswärts in die Schule gegangen sind oder studiert haben, zählen zu den „Auswanderern“. Doch seit einigen Jahren ist von den Nachteilen des Lungaus gar nicht mehr so viel die Rede. Die angeblich so schlimm Benachteiligten versuchen aus ihrer Lage Vorteile zu erzielen. Mit Erfolg.
Aufbruchsstimmung löste vor knapp sechs Jahren der Biosphärenpark aus. Der Lungau und die Kärntner Nockberge erhielten im Juli 2012 diese Auszeichnung der UNESCO, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen.
Biosphärenpark klingt sperrig. Besonders zu Beginn konnten die meisten Lungauerinnen und Lungauer und ihre Gäste wenig bis nichts damit anfangen. Aber im Lauf der Zeit wuchsen aus dem Biosphärenpark fruchtbare Projekte. Die reine Lungauer Biomilch in österreichischen Supermärkten, ein Schlachthof für Lungauer Biofleisch, das Biosphärenpark-Holzhaus, der Ausbau der Elektroauto-Flotte, die Förderung des Breitband-Internets, eine Sommeruniversität sowie Themenwege, Wanderführer („Fexen“) und spezielle Gesundheitsangebote im Tourismus sind nur einige Beispiele.
Das aktuellste Projekt – es startet mit 1. Juni – ist die neue Lungau-Karte, ein Freizeit-Ticket für Einheimische und Urlauber. Die Karte bringt die Fahrt mit Bus und Bahn um nur einen Euro innerhalb der Bezirksgrenzen sowie zahlreiche Vergünstigungen in Freizeiteinrichtungen. Damit bekommen Einheimische ein ebenso günstiges Angebot wie Gäste. Genau das ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Akzeptanz des Biosphärenparks.
Anfangs sah es so aus, als würde der Titel dem Lungau von außen übergestülpt – als bloße Bezeichnung an Ortstafeln. Doch viele Vorkämpfer haben den Biosphärenpark mit Leben erfüllt. Ohne ihr großes persönliches Engagement könnte auch das beste Management nichts ausrichten. Und die beim Regionalverband der Gemeinden angesiedelten Manager leisten tatsächlich sehr gute Arbeit. Zum Großteil sind sie selbst Heim- kehrer mit guter Ausbildung, die ihr Handwerk verstehen und das in renommierten Firmen – von Graz bis Salzburg – unter Beweis gestellt haben.
Selbstverständlich läuft auch im Lungau, wo fast jeder jeden kennt, im persönlichen Umgang nicht alles reibungslos. Aber die