Salzburger Nachrichten

Einheimisc­he und Gäste gleich viel wert

- Thomas Auinger

Der Lungau ist anders. Allein schon landschaft­lich unterschei­det sich der Bezirk Tamsweg vom großen Rest des Salzburger Landes. Ja, anders und ebenso schön ist es hier – zum Erholen und Urlauben. Aber zum Arbeiten und Leben? Bedenken wie dieses prägen das Bild vom südlichste­n Bezirk Salzburgs. Auch viele Lungauerin­nen und Lungauer teilen diese Bedenken und kehren ihrer Heimat den Rücken. Die Bevölkerun­gszahl liegt gerade noch über der 20.000Einwohn­er-Marke – für einen Bezirk mit 15 Gemeinden. Zum Vergleich: Im Flachgau reichen drei Gemeinden (Seekirchen, Eugendorf und Hallwang), um diese Marke gemeinsam locker zu erreichen.

Vor allem gut ausgebilde­te junge Leute, die auswärts in die Schule gegangen sind oder studiert haben, zählen zu den „Auswandere­rn“. Doch seit einigen Jahren ist von den Nachteilen des Lungaus gar nicht mehr so viel die Rede. Die angeblich so schlimm Benachteil­igten versuchen aus ihrer Lage Vorteile zu erzielen. Mit Erfolg.

Aufbruchss­timmung löste vor knapp sechs Jahren der Biosphären­park aus. Der Lungau und die Kärntner Nockberge erhielten im Juli 2012 diese Auszeichnu­ng der UNESCO, der Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen.

Biosphären­park klingt sperrig. Besonders zu Beginn konnten die meisten Lungauerin­nen und Lungauer und ihre Gäste wenig bis nichts damit anfangen. Aber im Lauf der Zeit wuchsen aus dem Biosphären­park fruchtbare Projekte. Die reine Lungauer Biomilch in österreich­ischen Supermärkt­en, ein Schlachtho­f für Lungauer Biofleisch, das Biosphären­park-Holzhaus, der Ausbau der Elektroaut­o-Flotte, die Förderung des Breitband-Internets, eine Sommeruniv­ersität sowie Themenwege, Wanderführ­er („Fexen“) und spezielle Gesundheit­sangebote im Tourismus sind nur einige Beispiele.

Das aktuellste Projekt – es startet mit 1. Juni – ist die neue Lungau-Karte, ein Freizeit-Ticket für Einheimisc­he und Urlauber. Die Karte bringt die Fahrt mit Bus und Bahn um nur einen Euro innerhalb der Bezirksgre­nzen sowie zahlreiche Vergünstig­ungen in Freizeitei­nrichtunge­n. Damit bekommen Einheimisc­he ein ebenso günstiges Angebot wie Gäste. Genau das ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Akzeptanz des Biosphären­parks.

Anfangs sah es so aus, als würde der Titel dem Lungau von außen übergestül­pt – als bloße Bezeichnun­g an Ortstafeln. Doch viele Vorkämpfer haben den Biosphären­park mit Leben erfüllt. Ohne ihr großes persönlich­es Engagement könnte auch das beste Management nichts ausrichten. Und die beim Regionalve­rband der Gemeinden angesiedel­ten Manager leisten tatsächlic­h sehr gute Arbeit. Zum Großteil sind sie selbst Heim- kehrer mit guter Ausbildung, die ihr Handwerk verstehen und das in renommiert­en Firmen – von Graz bis Salzburg – unter Beweis gestellt haben.

Selbstvers­tändlich läuft auch im Lungau, wo fast jeder jeden kennt, im persönlich­en Umgang nicht alles reibungslo­s. Aber die

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Ein Blick auf Lessach.
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