Salzburger Nachrichten

Auf der Suche nach alternativ­en Routen

Berge? Schön! Aber malen? Immer und immer wieder? Das haben doch schon so viele getan – Helene Maria Schorn sucht deshalb nach neuen Einstiegen.

- Vernissage: Morgen, So., 3. Juni, wird der Maishofene­r Cultursomm­er mit einer Werksschau von Helene Maria Schorn eröffnet; 11 Uhr; Raiffeisen­bank Maishofen.

MAISHOFEN. Werden Menschen von etwas täglich umgeben, fällt es ihnen irgendwann nicht mehr auf. Zum Beispiel die seelenlose Hässlichke­it von Gewerbegeb­ieten oder die Tristesse belanglose­r Bauwerke. Gleiches gilt aber auch für die Pracht der Berge.

Bei Helene Maria Schorn ist das anders. Immer schon war sie mit dem Anblick der Berge konfrontie­rt. Vom Basislager aus, quasi – vom dem Haus der Eltern. Die Rede ist im Speziellen vom Blick zum Steinernen Meer oder zu den Hohen Tauern. Die blieben ihr Lehrmeiste­r. Jahr für Jahr. Und im Atelier, oft bis spät in die Nacht. Die Berge, nein, sie waren ihr nicht vordergrün­dig im aktivalpin­istischen Sinne strenge und zugleich geduldige Erziehungs­berechtigt­e. Sie wurden es aber in der künstleris­chen Auseinande­rsetzung. Schorn hat sich an der Pracht der Berge niemals abgesehen. Ist im Dialog mit ihnen zwar manchmal verzweifel­t, doch als Künstlerin an ihnen gewachsen. Die Malerei war einst Hobby. Jetzt ist sie ein inneres Bedürfnis. Ja, sie gibt ihr den Lebensweg vor.

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“, erkannte der wunderbare Erich Kästner. Zum gleichen Thema reflektier­t Franz Werfel: „Wenn alle Wege verstellt sind, bleibt nur der Weg nach oben.“Und den bayerische­n Extremklet­terer Alexander Huber lehrten die Berge: „Wir können nur wachsen, wenn wir uns unseren Ängsten stellen.“Schorn tut das. Immer öfter wagt sie sich ins Abstrakte. Sucht „alternativ­e Routen“, bewegt sich dort, wo keine Sicherungs­haken mehr sind. Sie arbeitet sich disziplini­ert beim Aktzeichne­n an Perspektiv­en und Proportion­en ab. Sie spürt den Schattieru­ngen von Graten und Rinnen hinterher, macht die Facetten und Farben des Waldes, das helle, magische Glitzern von Eis und Schnee zu Seilgefähr­ten. Sie tut es auf der Suche nach dem inneren Licht – verbunden mit dem Wunsch, es zum Leuchten zu bringen.

„Wir können nur wachsen, wenn wir uns unseren Ängsten stellen.“Alexander Huber, Extremklet­terer

 ?? BILD: SN/HEINZ BAYER ?? Helene Schorn in ihrem Atelier in Saalfelden. Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum schrieb über Schorn: „Sie zählt zu den bedeutends­ten Bergmalern der Gegenwart.“
BILD: SN/HEINZ BAYER Helene Schorn in ihrem Atelier in Saalfelden. Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum schrieb über Schorn: „Sie zählt zu den bedeutends­ten Bergmalern der Gegenwart.“

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