Von der Superbike-WM zur Elektromobilität
Im Pinzgau rüstet man für den größten Elektro-Kongress. Organisator Sebastian Vitzthum hat eine „andere“Vergangenheit.
„Ja, eigentlich war ich im ganz anderen Lager“, sagt Sebastian Vitzthum. Sport-Insidern sagt der Name etwas, nicht nur als Bruder der Ex-Weltcupläuferin Vroni Vitzthum. Denn Sebastian war von 1987 bis 1998 bei den Profis erfolgreich, gewann 1994 die World Tour, war 1995 Riesentorlauf-Weltmeister und feierte 30 Rennsiege. Auf Ski.
Von 1995 bis 1998 war er auch motorisiert unterwegs, auf schnellen Motorrädern. War Sechster der deutschen Superbike-Meisterschaft, fuhr auch in der WM. Dann aber kam der Sturz ausgerechnet beim Heimrennen auf dem A1Ring – zehn Tage Koma, auch die zweite Sportkarriere war zu Ende.
Vitzthum, nun Zeller geworden, fand ein neues Betätigungsfeld mit einer Event- und Consulting-Agentur. Vom 21. bis 24. Juni wird sein bisher größtes Projekt Realität: Die Ionica, ein Kongress samt umfassender Schau zum Thema Elektromobilität. „Und zwar alles: Zu Erde, Wasser und in der Luft“, erläutert Vitzthum.
Die Idee kam ihm schon 2010, als er bei einer Veranstaltung der Großglockner-Hochalpenstraße mit E-Mobilität konfrontiert wurde. Schon damals kam Vitzthum mit Martin Faulstich (60) in Kontakt. Der Ingenieur und Professor an der TU Clausthal war Vorsitzender des Sachverständigenrates für Umweltfragen und ist nun massiv in den Kongress im Rahmen der Ionica eingebunden. „Aber dieses Projekt gingen wir erst richtig 2016 an. Mit Zell am See und Kaprun und dem Tourismus als Hauptpartner“, sagt der Organisationschef.
Bei den Gemeinden und in der Region fand er positives Echo. Vitzthum: „Die Ionica wird ab heuer jährlich bis 2020 in Zell und Kaprun stattfinden, das ist vertraglich vereinbart. Es gibt aber auch die Option für eine Verlängerung bis 2025.“Zwölf Mitarbeiter sind mit der Vorbereitung beschäftigt, 80 werden an den vier Tagen der Veranstaltung helfen.
Der Kongress geht über zwei Tage und beschäftigt sich u. a. mit den Themen „Zukunft Individualmobilität“, „autonomes Fahren“, „Urbaner und ländlicher Raum“, „E-Mobilität in Kommunalbetrieben“, „Ladeinfrastruktur für Lkw“, „Fahrzeugrecycling“, „Transportdrohnen“, „Luftfahrt“usw. Es gibt aber auch einen Länderüberblick.
Für das Publikum wird vom 22. bis 24. Juni „Action“geboten, wiederum zu Erde, Wasser und in der Luft. Noch nicht fix, aber geplant ist der Flug eines Elektrofluggeräts vom Salzburg Airport zum Zeller Flughafen.
Und auf dem Zeller See soll ein Geschwindigkeitweltrekord (derzeit 124 km/h) mit einem KarbonElektroboot erzielt werden – das wiederum der als Carbotech-Gründer bekannte Salzburger Karl Wagner gebaut hat.
Auch Automobil-Interessierte werden Neues erleben können: Bei der Ionica feiern die Elektroversion des Hyundai-SUV Kona und das Wasserstoff-getriebene Modell Nexo Österreich-Premiere.
Mit der umfassenden Schau zum Thema E-Mobilität – bei der Premiere sind 80 Aussteller aus allen Bereichen vertreten – will sich auch die Region Zell am See-Kaprun als Wegweiser in eine nachhaltige Zukunft einen Namen machen und zur Bewusstseinsbildung wie zur Aufklärung über E-Mobilität beitragen.
Und wenn die Ionica vorbei ist, dann kann auch Sebastian Vitzthum durchschnaufen. Und feiern.
Denn am 8. Juli wird er 50.