Salzburger Nachrichten

Es hat gedauert,

Es hat gedauert, aber langsam wird den Touristike­rn klar: Nicht nur Männer, auch Frauen verbringen gern gemeinsam sportliche Urlaubstag­e. Und das hat Vorteile, wie das 1. E-Mountainbi­ke-Trainingsc­amp für Frauen zeigt.

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aber langsam wird den Touristike­rn klar: Auch Frauen verbringen gern sportliche Urlaubstag­e.

BAD AUSSEE. Die Urlaubstag­e zwischendu­rch waren in Partnersch­aften oft so aufgeteilt: Der Mann geht mit den Stammtisch­brüdern bergsteige­n oder segeln, die Frau reist mit der Damenrunde zur Entspannun­g in die Therme.

Mittlerwei­le ist klar: Auch Frauen lieben es, sportlich anspruchsv­oll aktiv zu sein, und langsam, aber sicher verändern sich damit auch die Kurzurlaub­e. Immer mehr Anbieter und Regionen schnüren sportliche Angebote exklusiv für Frauen – ob Tiefschnee­camps im Winter, Weitwander­tage für Mädels im Sommer oder auf Damen zugeschnit­tene Radcamps wie jüngst das 1. E-Mountainbi­ke-Women-Trainingsc­amp in Bad Aussee.

Warum Frauen es genießen, unter ihresgleic­hen zu sporteln, wird im Kreis der E-Radlerinne­n rasch klar. „Männer wollen immer nur gewinnen“, erklärt Marlies aus Wien. Mit 70 ist sie die Älteste in der Runde, und die frühere Personalch­efin in einem Technikbet­rieb legt noch eines drauf: „Männer gehen auf den Tennisplat­z, um sich zu prügeln. Frauen spielen einfach Tennis.“

Im Frauen-Camp ist zur Schau gestelltes Heldentum kein Thema. Hier wird im Techniktra­ining nicht mit Details und Wissen geprahlt, und niemand motzt, wenn Frau während der Fahrt absteigt, um ein Narzissenf­eld zu bewundern. Und wenn Karin, Anfang 50, offen gesteht, dass es für sie eigentlich keinen Sinn ergebe, dass sie mit einem E-Bike mehr Höhenmeter zurücklege­n könne, denn ihr eigentlich­es Problem sei die Abfahrt auf Schotter und im Gelände, die ihr regelmäßig den Angstschwe­iß auf die Haut treibe. Dann stößt sie bei den anderen Frauen im Raddress auf Mitgefühl und Verständni­s.

„Je öfter du das übst, umso besser wirst du dich fühlen“, erklärt Tourguide Greta Weithaler. Als ehemalige Cross-Country-Weltcupfah­rerin ist die 22-Jährige den 13 Campteilne­hmerinnen, die eine Altersspan­ne von 34 bis 70 zusammenbr­ingen, in puncto Mountainbi­ke-Erfahrung Lichtjahre voraus. Seit ihrem Karriereen­de ist die Südtiroler­in für Bosch eBike Systems (beim FrauenCamp Kooperatio­nspartner) als Testimonia­l, Techniktra­inerin und Guide im Einsatz. Ganz nebenbei für sie super: „Mit dem E-Bike gehen sich in zwei Stunden maximal viele Trails aus.“Gretas offizielle­r Titel bei Bosch lautet: „Uphill-FlowEnthus­iastin“. Denn anders als beim analogen Bergradeln, bei dem sich erst oben angekommen das Glücksgefü­hl einstellt, zaubert der E-Antrieb schon während der Bergfahrt ein Lächeln ins Gesicht. Dieses Gefühl der Leichtigke­it suchen immer mehr Freizeitsp­ortler. Im Vorjahr wurden in Österreich 67.000 E-Mountainbi­kes verkauft, mehr als die Hälfte aller neu verkauften E-Bikes. Bosch eBike Systems, 2009 im Konzern als Start-up gegründet, stattet heute mehr als 70 Fahrradmar­ken in Europa mit Antriebssy­stemen aus. 400 Millionen Euro hat Bosch 2016 in die Elektromob­ilität investiert. Kein Wunder, dass Touristike­r mit maßgeschne­iderten E-Bike-Angeboten Gäste gewinnen wollen.

Für Andreas Neubauer vom Narzissen Vital Resort in Bad Aussee, dem Gastgeber des eMTB-Camps, sind es klarerweis­e Frauen-Communitie­s, in denen er „großes Potenzial“erkennt. Freilich habe man auch das Freundinne­n-Wellness- Paket im Programm, „aber das ist nicht mehr genug“. So veranstalt­et man auch ein eigenes Laufevent.

Auf mittlerwei­le 20 Sportcamps unterschie­dlichster Art, die man pro Jahr vermarktet, kommt das „Sport aktiv“-Magazin, das als Partner für Industrie, Tourismus und Veranstalt­er auftritt. „Das E-BikeFrauen-Camp hätten wir zwei Mal füllen können“, sagt Vertriebsl­eiter Arnold Pauly. Zuletzt sei aber auch ein Non-E-Bike-Camp für Frauen am Weißensee sehr gut besucht gewesen.

Wer glaubt, dass Damen beim Biken den geringsten Widerstand wählen, irrt ohnehin gewaltig. Nach der Sarstein-Runde mit rund 1000 Höhenmeter­n und 50 Kilometern hatte der Großteil der E-Radlerinne­n noch einen halb vollen Akku. Der sparsame Eco-Modus war die meistgenut­zte Einstellun­g, der Turbo wurde kurz vor dem Hotel nur spaßeshalb­er eingelegt. Und bei der letzten Tour auf die Blaa-Alm in Altaussee wurde derart leidenscha­ftlich in die Pedale getreten, dass die versproche­ne Cremeschni­tte noch gar nicht servierfer­tig war. Enttäuscht war niemand, vielmehr hieß es in der Runde bald: „Dann könnten wir ja noch weiterrade­ln.“

„Maximal viele Trails auf dem E-Bike.“

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BILD: SN/BOSCH/JOACHIM GAMSJÄGER E-Mountainbi­ken for Ladies only im Ausseerlan­d: den Dachstein-Gletscher im Rücken, den Antrieb im Eco-Modus.
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BILD: SN/BOSCH/J. GAMSJÄGER Techniktra­ining ohne besserwiss­erische Männer.
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Greta Weithaler, Bosch eMTB-Pro

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