Stress ist ein Risikofaktor für Herzerkrankungen
Kardiologen empfehlen, der psychosozialen Situation von Patienten mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
WIEN, SALZBURG. Die Fortschritte der modernen Herzmedizin verlängern unser Leben deutlich, der Rückgang der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit beträgt seit 1970 mehr als 60 Prozent. Doch zuletzt nahmen Häufigkeit und Sterblichkeit wieder zu. Fehlernährung, Übergewicht, Bewegungsarmut, Rauchen, zu wenige Untersuchungen von Blutdruck, Blutfetten und Blutzucker neutralisieren viele Fortschritte der Herzmedizin. Das sagten am Dienstag in Wien österreichische Kardiologen anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, die dieses Jahr bis 9. Juni in Salzburg stattfindet. Stress sehen die Mediziner mittlerweile als eigenständigen Risikofaktor für Herzerkrankungen an. Bei Stresstests zeigte sich, dass Stressgefährdete auch körperlich anders auf Belastung reagierten als andere Menschen: Bei ihnen stiegen der Blutdruck und die Zahl blutverklumpender Leukozyten deutlich höher an. Schlimmstenfalls kann die Stressbelastung tödlich enden, etwa durch plötzlichen Herztod, wie Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, sagt. „In nur etwas mehr als zehn Prozent der Fälle sind davon Risikopatienten betroffen, die nach einem Herzinfarkt bereits an einer Herzmuskelschwäche litten oder eine andere Herzerkrankung hatten. Dem plötzlichen Herztod geht meistens eine längere Phase mit chronisch depressiver Stimmungslage voraus. Solche Menschen sind dann in einer akuten Stresssituation besonders gefährdet.“Physiologisch gesehen sind die direkten Auslöser des plötzlichen Herztods meistens Herzrhythmusstörungen oder das Broken-Heart-Syndrom (Stress-Kardiomyopathie), bei dem es zu einer krampfartigen Verengung der Herzkranzgefäße kommt.