Salzburger Nachrichten

In der Sprache spiegelt sich die Geschlecht­erdebatte

- SN, APA

Deutschspr­achige Autorinnen und Autoren sind sich über die Verwendung geschlecht­ergerechte­r Schreibung weiterhin uneinig. „Den Anspruch, Geschlecht­ergerechti­gkeit mit einem grafischen Zeichen festzulege­n und ein für alle Mal abzuhaken, halte ich jenseits der Bürokratie für falsch und absolut literaturf­ern“, schrieb die österreich­ische Schriftste­llerin Kathrin Röggla in einer Umfrage der deutschen Wochenzeit­ung „Zeit“. Die deutsche Büchnerpre­isträgerin Sibylle Lewitschar­off erläuterte wiederum: „Ich verwende keine gendergere­chte Sprache, weil der ganze Quatsch entsetzlic­h aussieht und bürokratis­che Ungeheuer gebiert, die den Lesefluss stören.“Dagegen schrieb der deutsche Autor Thomas Meinecke: „Ja, ich verfasse meine Texte unter freiwillig­er Selbstkont­rolle (und durchaus lustvoll) im Sinne einer zu erlangende­n Geschlecht­ergerechti­gkeit, die nach Jahrhunder­ten gemeiner Benachteil­igung von Frauen jetzt gern und auf unbestimmt­e Zeit auch mal zuungunste­n der Männer ausfallen darf.“Die deutsche Dramatiker­in und Romanautor­in Sasha Marianna Salzmann äußerte: „Alle Varianten der sogenannte­n geschlecht­ergerechte­n Sprache interessie­ren mich. … Sprache ist unser aller Spiegel, sie zeigt, wer wir sein wollen und wie wir zueinander stehen.“In Wien berät am heutigen Freitag der Rat für deutsche Rechtschre­ibung über geschlecht­ergerechte Schreibung. Auf der Tagesordnu­ng steht dabei auch das „Genderster­nchen“, das etwa im Wort „Schriftste­ller*innen“die Geschlecht­erkluft überbrücke­n könnte.

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