„Verbote reichen nicht“
Experte Güngör fordert bessere Einbindung.
Die Regierung lobt sich, die Türkei ist erbost, die betroffenen Vereine verstehen die Welt nicht mehr: Aber was sagt der Experte?
Kenan Güngör ist Soziologe und als Integrationsfachmann in ganz Österreich bekannt. „Es ist richtig und rechtens, wenn der liberale Rechtsstaat gegen Institutionen vorgeht, die seine Grundwerte infrage stellen“, sagt er. Allerdings gelte das nicht nur für salafistische und islamistische Verbände, sondern generell. „Aber anscheinend hat die Regierung ein Zeichen setzen und gerade in diesem Bereich die Grenzen aufzeigen wollen“, sagt Güngör. Nach den Vorfällen und Berichten der vergangenen Wochen und Monate, etwa über die Kriegsspiele von Kindern in einer Moschee, verstehe er das. Besonders im Fall von Kindern gelte es diese vor islamistischen und salafistischen Strukturen zu schützen. Dies treffe übrigens auch auf Erwachsene, die solche Moscheen besuchten und die man nicht mit den Funktionären gleichsetzen dürfe, zu. Allerdings müsse es seiner Ansicht nach neben den Verboten für Muslime auch ein besseres Angebot für das „Einbinden in die Gesellschaft“geben. Ansonst bestehe die
„Regierung wollte Zeichen setzen.“Kenan Güngör, Integrationsexperte
Gefahr, dass Salafisten und Islamisten das Vorgehen der Regierung ausnutzten und als Beleg dafür anführten, wie sehr Muslime in Österreich an den Rand gedrängt würden. „Dies trägt dann nur dazu bei, die Spaltung der Gesellschaft weiter voranzutreiben“, sagt Güngör. Und wenn das passiere, würden gerade jene Parallelgesellschaften gestärkt, die man eigentlich in Österreich nicht haben wolle.