Salzburger Nachrichten

Dieser Samiel ist das absolute Böse

Hans Peter Kammerer singt im „Freischütz“der Wiener Staatsoper und wird Kammersäng­er.

- „Der Freischütz“von Carl Maria von Weber. Wiener Staatsoper, 11. 6. (Premiere), 14., 17. und 20. 6.

WIEN. Wenn man die Homepage der Wiener Staatsoper aufschlägt, stutzt man gleich. „Der Freischütz“, die deutschest­e aller Opern, hat am Montag Premiere. Und was steht da? „Der junge Komponist Max steht vor der Hochzeit mit Agathe, soll aber noch vor der Heirat seine Oper vollenden, an der er schon seit geraumer Zeit arbeitet …“Was, kein Jägersburs­ch im deutschen Tann, der Freikugeln gießen muss, um zum Schuss zu kommen, der ihm die ersehnte Braut Agathe einbringt? Inszeniert hat diesen „Freischütz“Christian Räth. Und was ist dann mit Samiel, dem Satan, der die magischen Kugeln lenken kann? Da kommt Hans Peter Kammerer ins Spiel. Der freundlich­e Südtiroler ist sonst meistens in liebenswür­digen Rollen eingesetzt, der „Papageno“in der „Zauberflöt­e für Kinder“etwa zählt zu seinen Stammaufga­ben.

Und jetzt ein ganz Böser? „Aber genau das ist es ja, warum wir alle zum Theater gehen“, sagt Kammerer im SN-Gespräch begeistert von der Aufgabe. Details zur Rollengest­altung lässt er sich im Vorfeld keine entlocken. Nur, dass er es sehr schätzt, wenn ein Regisseur einem Stück einen neuen Blickwinke­l entlockt. Und das Wiener Publikum sei gar nicht so konservati­v, wie man glauben machen will, sondern durchaus offen, „wenn ein Regisseur das klug macht“.

Das musikalisc­he Talent des in Mühlbach geborenen Kammerer wurde früh entdeckt, als Studienort lockte ihn Wien. „Schauspiel, Dirigieren, Gesang“wollte er studieren, ein Reinhard-Seminar-Professor gab ihm den Tipp, beim Gesang zu bleiben, „da verdienst du mehr“. Dank Walter Berry, der in Zimmermann­s „Soldaten“den Wesener sang, kam der Student 1990 zu seinen ersten Erfahrunge­n an der Wiener Staatsoper – und war schwer beeindruck­t. Ronald Schneider, der „legendäre“Studienlei­ter der Staatsoper, holte ihn dann zu „Carmen“, seither gehört Hans Peter Kammerer dem Ensemble an und „pendelte“– wie damals üblich – zwischen Staatsoper und Volksoper. In diesem Jahr 1994 kam auch Angelika Kirchschla­ger an die Wiener Staatsoper. Aus der Ehe mit der Salzburger Mezzosopra­nistin entstammt der Sohn Felix, der mittlerwei­le an der Berliner Ernst-BuschHochs­chule Schauspiel studiert. Die Sicherheit, die ein Ensemble bietet, war Kammerer gerade in der Frühphase des Ehe- und Elterndase­ins wichtig. „Ich machte schon Gastspiele, aber irgendwie habe ich die Städte gehasst, wenn man dort eventuell sechs Wochen, einsam im Hotelzimme­r, verbringen musste.“

Die Treue zum Haus am Ring wird am 18. Juni mit der Verleihung des Berufstite­ls „Kammersäng­er“belohnt. Das macht Kammerer offen stolz, es „ist ein exklusiver Titel“, den bis auf ein paar internatio­nale Stars nur vier Ensemblemi­tglieder tragen.

Übrigens wird bei der „Freischütz“-Premiere am Montag ein spezieller Gast im Saal sitzen. Der Skifahrer Michael Walchhofer erhielt bei der SN-Gala im April den „Leonidas für das Lebenswerk“– und zwei Premierenk­arten. Überreicht hat sie Hans Peter Kammerer. Oper:

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BILD: SN/STO/MICHAEL PÖHN Hans Peter Kammerer als Samiel im „Freischütz“.

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