Dieser Samiel ist das absolute Böse
Hans Peter Kammerer singt im „Freischütz“der Wiener Staatsoper und wird Kammersänger.
WIEN. Wenn man die Homepage der Wiener Staatsoper aufschlägt, stutzt man gleich. „Der Freischütz“, die deutscheste aller Opern, hat am Montag Premiere. Und was steht da? „Der junge Komponist Max steht vor der Hochzeit mit Agathe, soll aber noch vor der Heirat seine Oper vollenden, an der er schon seit geraumer Zeit arbeitet …“Was, kein Jägersbursch im deutschen Tann, der Freikugeln gießen muss, um zum Schuss zu kommen, der ihm die ersehnte Braut Agathe einbringt? Inszeniert hat diesen „Freischütz“Christian Räth. Und was ist dann mit Samiel, dem Satan, der die magischen Kugeln lenken kann? Da kommt Hans Peter Kammerer ins Spiel. Der freundliche Südtiroler ist sonst meistens in liebenswürdigen Rollen eingesetzt, der „Papageno“in der „Zauberflöte für Kinder“etwa zählt zu seinen Stammaufgaben.
Und jetzt ein ganz Böser? „Aber genau das ist es ja, warum wir alle zum Theater gehen“, sagt Kammerer im SN-Gespräch begeistert von der Aufgabe. Details zur Rollengestaltung lässt er sich im Vorfeld keine entlocken. Nur, dass er es sehr schätzt, wenn ein Regisseur einem Stück einen neuen Blickwinkel entlockt. Und das Wiener Publikum sei gar nicht so konservativ, wie man glauben machen will, sondern durchaus offen, „wenn ein Regisseur das klug macht“.
Das musikalische Talent des in Mühlbach geborenen Kammerer wurde früh entdeckt, als Studienort lockte ihn Wien. „Schauspiel, Dirigieren, Gesang“wollte er studieren, ein Reinhard-Seminar-Professor gab ihm den Tipp, beim Gesang zu bleiben, „da verdienst du mehr“. Dank Walter Berry, der in Zimmermanns „Soldaten“den Wesener sang, kam der Student 1990 zu seinen ersten Erfahrungen an der Wiener Staatsoper – und war schwer beeindruckt. Ronald Schneider, der „legendäre“Studienleiter der Staatsoper, holte ihn dann zu „Carmen“, seither gehört Hans Peter Kammerer dem Ensemble an und „pendelte“– wie damals üblich – zwischen Staatsoper und Volksoper. In diesem Jahr 1994 kam auch Angelika Kirchschlager an die Wiener Staatsoper. Aus der Ehe mit der Salzburger Mezzosopranistin entstammt der Sohn Felix, der mittlerweile an der Berliner Ernst-BuschHochschule Schauspiel studiert. Die Sicherheit, die ein Ensemble bietet, war Kammerer gerade in der Frühphase des Ehe- und Elterndaseins wichtig. „Ich machte schon Gastspiele, aber irgendwie habe ich die Städte gehasst, wenn man dort eventuell sechs Wochen, einsam im Hotelzimmer, verbringen musste.“
Die Treue zum Haus am Ring wird am 18. Juni mit der Verleihung des Berufstitels „Kammersänger“belohnt. Das macht Kammerer offen stolz, es „ist ein exklusiver Titel“, den bis auf ein paar internationale Stars nur vier Ensemblemitglieder tragen.
Übrigens wird bei der „Freischütz“-Premiere am Montag ein spezieller Gast im Saal sitzen. Der Skifahrer Michael Walchhofer erhielt bei der SN-Gala im April den „Leonidas für das Lebenswerk“– und zwei Premierenkarten. Überreicht hat sie Hans Peter Kammerer. Oper: