Die Fußball-WM setzt dem TV-Programm zu
Wie immer man zur Fußball-Weltmeisterschaft steht, für Filmfreunde bedeutet sie eine Herausforderung. Schon im Vorfeld sind alle Programmplätze für neue Sendungen wie etwa den „Tatort“in einer Art vorauseilendem Gehorsam mit Wiederholungen vollgepflastert. Bloß kein teures und wertvolles neues Programm im Windschatten der WM verpulvern!
Denn das auch andernorts beklagte Zweiklassensystem wird auch hier schlagend, weil mit den Übertragungen aus Russland außerdem die Sommerpause vorgezogen und gleichzeitig verlängert wird. Somit haben HeimkinoFreunde nur mehr die Gelegenheit, sich über Abonnementfernsehen oder Streamingdienste mit frischer Ware zu versorgen. Freilich um einen Preis. Einen Preis, den nicht jedermann zahlen kann oder will.
Da Fußball immer noch in erster Linie ein Männersport ist, ausgeübt entweder aktiv auf dem Fußballfeld oder passiv im WohnzimmerOhrensessel – Stichwort: Couch-Potato –, wird etwa die Hälfte des Fernsehpublikums in dieser Zeit ins Abseits gestellt. Und es gibt keine Hoffnung, dass Sender, die keine WM-Übertragungsrechte haben, diese Phase nutzen, um ihr Publikum zu mehren. Viel zu groß ist die Angst – siehe oben –, sich die Quoten der ohnehin raren Trumpfkarten von den Spielen in Russland abstechen zu lassen. Allerdings besteht die Gefahr, dass das Stammpublikum andere Freizeitbeschäftigungen entdeckt, die es später beibehält, und – zum Beispiel an das Internet – verloren geht. Konkret gibt es aber Lichtblicke: Der ORF bereichert sein Programm etwa mit „Im Rausch der Sterne“, dem Filmdrama über einen Sternekoch in Nöten, mit Omar Sy, Daniel Brühl, Alicia Vikander und Bradley Cooper, sowie der Liebeskomödie „Mother’s Day – Liebe ist kein Kinderspiel“mit Jennifer Aniston und Julia Roberts. „Luther“Idris Elba in der Titelrolle von „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“sowie die „Film im Film“-Komödie „Hail, Caesar!“mit George Clooney, Channing Tatum und Scarlett Johansson sind ebenfalls Höhepunkte.
Neues von Rolf Lassgård, dem Mann, der Wallander war
Das ZDF bringt neue Episoden der Reihen „Auf der Flucht – 4 Filme über eine Welt in Bewegung“sowie „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“und einen neuen Fall mit „Kommissarin Lucas“. Zwei Sonntagskrimis feiern in der ARD Premiere: der bereits im Kino gefloppte Til-SchweigerFilm „Tschiller: Off Duty“und im August der Schweizer „Tatort: Musik stirbt zuletzt“von Dany Levy. Außerdem gibt es sechs neue Spielfilme, unter anderen „Ein Mann namens Ove“mit dem besten „Wallander“-Darsteller Rolf Lassgård. In der „Sommerkino“-Leiste sind dienstags ab 22.45 Uhr fünf Filme vorgesehen, darunter „Tschick“nach dem gleichnamigen Bestseller von Wolfgang Herrndorf sowie der Kostümfilm „Die Gärtnerin von Versailles“mit Kate Winslet. Dieses Wochenende gibt es immerhin zwei Highlights: die Geburtstagsshow „Mensch Jürgen! von der Lippe wird 70“am Samstag. Und während der „Tatort“bis auf die genannten Ausnahmen Sommerschlaf hält, läuft am Sonntag der neue „Polizeiruf 110: In Flammen“mit dem kontroversen, aber unterhaltsamen Ermittlerduo Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner.