Salzburger Nachrichten

Österreich­er gehen früh in Pension

Arbeitsmar­kt-Aktivität. In Österreich stehen vergleichs­weise wenige Personen zwischen 55 und 64 Jahren im Erwerbsleb­en.

- SARAH MERL

Die Arbeitslos­igkeit sinkt seit einiger Zeit und auch ältere Menschen finden dieser Tage wieder leichter eine Beschäftig­ung. Dennoch ist die Anzahl von Arbeitnehm­ern zwischen 55 und 64 Jahren in der Alpenrepub­lik im OECD-Vergleich relativ gering – mit rund 52 Prozent liegt der Anteil älterer Erwerbstät­iger in Österreich deutlich unter dem Schnitt von 62 Prozent. Noch weniger arbeitsakt­ive Ältere gibt es in Polen, Belgien, Griechenla­nd, Slowenien und Luxemburg. Zu dieser Schlussfol­gerung kam das Institut Agenda Austria. „Österreich hat im Bereich der Arbeitsmar­ktbindung dieser Altersgrup­pe erhebliche­n Nachholbed­arf“, sagt Ökonom Dénes Kucsera.

Warum ist die Lage in anderen Ländern anders als in Österreich?

An der Spitze der „aktivsten“Länder befindet sich einmal mehr Schweden: Hier stehen 80 Prozent der Arbeitnehm­er zwischen 55 und 64 Jahren noch im Berufslebe­n. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich auch warum: So wird im schwedisch­en Pensionssy­stem die Lebenserwa­rtung berücksich­tigt. Sprich, die Höhe der Pension ist an die Lebenserwa­rtung gebunden. Das bringt ältere Personen dazu, länger am Arbeitsmar­kt aktiv zu bleiben. Zudem verläuft die Lohnkurve nicht so steil wie in Österreich, die Lohnkosten steigen im Norden Europas mit den Jahren nicht so stark an. In Österreich sind die Arbeitskos­ten kurz vor der Pensionier­ung am höchsten, in Schweden hingegen verdienen Arbeitnehm­er zwischen 40 und 50 Jahren besser.

Des Weiteren ist die Kinderbetr­euung in Schweden umfassende­r ausgebaut, daher haben Frauen dort bessere Möglichkei­ten als in anderen Ländern, am Arbeitsleb­en teilzunehm­en. Ebenfalls ein Grund für die geringe Zahl an älteren Österreich­ern in der Berufswelt ist der niedrige Anteil an Frauen 55 plus: Österreich­erinnen gehen mit 60 Jahren nämlich vergleichs­weise früh in Pension. „Dementspre­chend muss das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r der Frauen schneller steigen, die Lohnkurve leistungso­rientiert sein und früh in Kinderbetr­euung investiert werden“, erklärt der Ökonom.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria