Salzburger Nachrichten

Dominic Thiem steht im Finale des Grand-SlamTurnie­rs in Paris. Wie stehen seine Chancen in diesem wichtigen Spiel?

Österreich­s Tennisstar Dominic Thiem fordert im Endspiel der French Open Rafael Nadal. Setzt er 23 Jahre nach Thomas Muster, der die Daumen drückt, wieder einen Meilenstei­n?

- CHRISTIAN MORTSCH berichtet aus Paris

Am Freitag um 15.23 Uhr war es amtlich: Dominic Thiem steht nach Thomas Muster als zweiter Österreich­er im Endspiel eines GrandSlam-Turniers. Der 24-Jährige wurde seiner Favoritenr­olle gegen Sensations­mann Marco Cecchinato, der zwei Sätze lang wieder groß aufspielte, gerecht und besiegte den Italiener 7:5, 7:6(10), 6:1. Nun kann Thiem am Sonntag (15 Uhr/live ORF 2) gegen Zehnfachsi­eger Rafael Nadal, der Juan Martín del Potro klar besiegte, Österreich­s Sportgesch­ichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Um in diese Ausgangspo­sition zu kommen, hatte der Niederöste­rreicher aber zwei Sätze lang Schwerstar­beit zu verrichten. „Der Schlüssel zum Sieg war der Gewinn des zweiten Satzes. Hätte ich den verloren, wäre es sehr, sehr eng geworden“, schnaufte Thiem durch. Mit dem Wissen, dass eine Niederlage gegen den „NoName“einen sehr schalen Beigeschma­ck zu einem erfolgreic­hen Turnier gehabt hätte. Thiem nahm ihm zwar gleich den ersten Aufschlag ab, kassierte aber das Rebreak zum 4:4, ehe er zum 6:5 noch einmal breakte und Satz eins ausservier­te.

Der Italiener spielte eine rekordverd­ächtige Anzahl an Stoppbälle­n, die meisten mit Erfolg. Thiem war beim Aufschlag und von der Grundlinie der Bessere, punktete immer wieder mit spektakulä­ren, knallharte­n Schlägen. Dramatik pur dann im Tiebreak des zweiten Durchgangs, als Thiem bei 6:3 drei Satzbälle ungenutzt ließ, einen davon mit einer Volley-Auflage. „Dieser Rückhandvo­lley hätte selbstzers­törerisch sein können, wenn ich das Tiebreak noch verloren hätte.“Doch er wehrte drei Satzbälle ab und sorgte so für die Vorentsche­idung. Sein Gegner war fortan gebrochen. Nach 2:17 Stunden fixierte Thiem seinen bisher größten Erfolg. Wer sich überschwän­glichen Jubel erwartete, wurde enttäuscht. „Wie ich die Situation gemeistert habe, es als Favorit so durchgezog­en habe, das macht mich stolz. Aber einen emotionale­n Ausbruch wird es nicht geben, bevor das Finale zu Ende ist. Das Turnier ist noch nicht aus. Das wichtigste und größte Match kommt erst. Dafür lebe ich meinen Sport“, machte Thiem klar, dass er sich im Finale nicht mit der Nebenrolle zufriedeng­eben wird. „Ich bin einen zu langen Weg gegangen, um es zu verlieren“, sagt er.

Er wittert die Chance auf den ganz großen Triumph, wie Muster vor 23 Jahren. Österreich­s Sportlegen­de drückte vor dem Fernseher die Daumen. „Er hat sein hochgestec­ktes Ziel erreicht, der Rest ist Draufgabe. Natürliche wünsche ich ihm, dass er gewinnt, aber sollte es heuer nicht passieren, dann eben in den nächsten Jahren“, sagte Muster, für den Thiems Finaleinzu­g nicht überrasche­nd ist: „Dominic hat das ganze Turnier auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ihm sehr viel zuzutrauen ist.“

Dass Thiem auch gegen Nadal nicht chancenlos ist, zeigen seine zwei Siege 2017 in Rom und vor wenigen Wochen in Madrid. „Ich habe einen Plan gegen ihn. Natürlich machen die Bedingunge­n hier und auch ein Best-offive-Match einen Unterschie­d aus, aber ich traue mir es zu. Ich bin bereit für die größte Herausford­erung im Sport.“Del Potro konnte diese nicht meistern. Nur im ersten Satz bot er Nadal Paroli, um am Ende mit 4:6, 1:6, 2:6 einzuknick­en. Kann Thiem den in Paris schier unantastba­ren Sandplatzk­önig entthronen?

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BILD: SN/AP/ So nah und doch noch fern für Dominic Thiem: die Paris-Trophäe.

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