Salzburger Nachrichten

Wehret den Anfängen!

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Zum Artikel „Sie wollen einen anderen Staat“:

Danke, Andreas Koller, für den Alarmruf in den SN vom 4. Juni! Als dritter demokratie­gefährdend­er Faktor ist der Angriff auf die Selbstverw­altungsein­richtungen (Sozialvers­icherungs-„Reform“) anzusehen. Bestürzend: der ideologisc­he Hintergrun­d etlicher freiheitli­cher Politiker/-innen. Affinität zu rechtsradi­kalem Gedankengu­t und zur NS-Ideologie ist da keine Ausnahme, wie der kürzliche Rücktritt des Salzburger Chefs der Freiheitli­chen Jugend zeigt. Zwar bekennt sich die FPÖ zu europäisch­em Weltbild und Kulturchri­stentum. Zwar präsentier­en sich ihre Politiker gern als Verteidige­r des christlich­en Abendlands. Doch der Bundespart­eiobmann und vier seiner Stellvertr­eter sowie die meisten Mitglieder im Bundesvors­tand gehören rechtsextr­emen schlagende­n Burschensc­haften an. Ähnliches gilt für die Landesorga­nisationen. Hier geht es nicht um einfache Studentenv­erbindunge­n, sondern um Netzwerke, die gegen Demokratie, Verfassung, Menschenre­chte und kulturelle­s Miteinande­r gerichtet sind. (Hans-Henning Scharsach, „Stille Machtergre­ifung“.)

Es grenzt an Unverschäm­theit, wenn Harald Vilimsky zum Mauthausen-Gedächtnis die FPÖ als in der Revolution von 1848 und ihrem Kampf für Demokratie und Menschenre­chte verwurzelt definiert. Und wie glaubwürdi­g sind die Distanzier­ungsversuc­he des Vizekanzle­rs von der „Aula“– angesichts der Beiträge von FPÖ-Politikern („Quotenmohr“) und angesichts des freiheitli­chen Verhaltens in der Causa Landbauer?

Bekannt sind die freiheitli­chen Reaktionen auf Kritik an rassistisc­hen oder antisemiti­schen Äußerungen: halbherzig­e Distanzier­ung, Verharmlos­ung, beleidigte Gegenangri­ffe; seriöse Medien werden als Lügenpress­e bezeichnet, die FPÖ als Opfer von Verleumdun­gskampagne­n dargestell­t. Der Medienhist­oriker Fritz Hausjell sieht in dieser Entwicklun­g Parallelen zu den 1930er-Jahren („Standard“vom 7. Mai 2018).

Und diese Partei, die in Österreich Regierungs­verantwort­ung trägt, arbeitet im Europaparl­ament in der Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit zusammen mit dem Rassemblem­ent National von Marine Le Pen, der italienisc­hen Lega Nord und der niederländ­ischen Partij voor de Vrijheid; Harald Vilimsky ist einer der stellvertr­etenden Vorsitzend­en.

Es bedarf dringend des Zusammensc­hlusses der zivilgesel­lschaftlic­hen und demokratis­chen Organisati­onen in Österreich und Europa: für Solidaritä­t, Menschenre­chte und gesellscha­ftliche Grundfreih­eiten! Dr. Evelyn Hödl, 2500 Baden

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