Auf dem Weg zur Selbstständigkeit
Kann ein selbstfahrender Bus die Wünsche von Fahrgästen berücksichtigen? Oder im Verkehr spontan reagieren? Nein, aber jetzt soll er es lernen.
Forscher entwickeln selbstfahrenden Bus weiter.
Seit Juni fährt ein neuer Digibus seine Runde in Koppl. Das Fahrzeug ist zwar ein neues – es handelt sich um das Modell EZ10 des französischen Herstellers EasyMile –, auf den Straßen kennt man den selbstfahrenden Bus aber schon. Beim Linksabbiegen lassen ihm entgegenkommende Pkw-Lenker den Vorrang und machen das mit einem Winkzeichen deutlich. Doch bis der Di-
„Wir testen, wie der Bus mit Fahrgästen interagiert.“Karl Rehrl, Projektleiter
gibus mithilfe von Algorithmen berechnet hat, dass das Gegenüber sicher nicht fährt, steigt der andere schon wieder aufs Gas. Oder: Liegt ein Ast auf der Straße, kann der Bus ohne menschliche Hilfe nicht rundherum fahren. Mit dieser und anderen Verkehrssituationen, in denen menschliche Faktoren eine Rolle spielen, muss der neue Digibus erst lernen umzugehen.
Unter Federführung von Salzburg Research wurde deshalb im April das Leitprojekt Digibus Austria gestartet. Bis März 2021 soll der neue Digibus auf Teststrecken in Koppl und in Niederösterreich lernen, Verkehrssituationen wie ein Mensch zu erfassen und entsprechend darauf zu reagieren. „Derzeit erfüllen selbstfahrende Busse nur eine Teilautomatisierungsstufe. Das bedeutet, dass in manchen Verkehrssituationen ein menschliches Eingreifen notwendig ist“, erläutert Digibus-Austria-Pro- jektleiter Karl Rehrl von Salzburg Research. Im neuen Forschungsprojekt soll der Bus eine Automatisierungsstufe erreichen, bei der er großteils allein zurechtkommt. Und: Der Bus soll unter anderem auch lernen, von Passagieren geäußerte Fahrziele zu berücksichtigen. Bleibt die Frage, wie er reagieren soll, wenn zwei Fahrgäste unterschiedliche Anweisungen geben. „Auf allen Testfahrten ist ein geschulter Operator an Board“, betont Rehrl.