Gefühlt gibt es die G7 nicht mehr
Merkel, Macron und Trudeau haben sich bisher als Statisten für Trumps Irrsinn hergegeben. Sie sollten damit aufhören.
Donald Trump folgt keinen Regeln – er schafft neue. Zum G7-Gipfel im kanadischen La Malbaie reiste er später an, früher ab, beim Familienbild winkte er noch freundlich in die Kamera, um wenige Stunden später per Tweet aus der Air Force One die mühsam errungene gemeinsame Abschlusserklärung rückwirkend in Stücke zu reißen.
Nun werden große Worte benutzt, um zu beschreiben, was Trump gerade anstellt: der Untergang des Westens, das Ende der Nachkriegsordnung, der Beginn eines neuen Zeitalters. Den Kommentatoren gehen die Rufzeichen aus. Wie aber reagieren? Seine westlichen Partner Angela Merkel, Emmanuel Macron und Justin Trudeau gaben sich bisher als Statisten für diesen Irrsinn her. Sie sollten damit aufhören.
Mit sachlichen Argumenten und Fakten ist Trump nicht beizukommen. Er verweigert das minimalste Entgegenkommen, das man von einem Verbündeten erwarten kann, etwa sich an gemeinsame Beschlüsse zu halten. Zum Beispiel Russland: Der US-Präsident sagte vor dem G7-Treffen, er hätte Russland gern wieder dabei. Der Ausschluss Moskaus aber folgte einer Logik, auf der die gesamte Russland-Politik des Westens beruht. Man setzt Regeln (Grenzen dürfen nicht verletzt werden). Werden die Regeln verletzt (Krim), folgen Konsequenzen (G7-Ausschluss und Sanktionen). Indem sich Trump darüber hinwegsetzt, zerstört er diese Logik. Die seine lautet: Ich, ich, ich. Er will Isolation, er bekommt Isolation. Kanadas Premier Justin Trudeau hat bereits den Ton vorgegeben, den er künftig gegenüber den USA anschlagen wird: „Wir Kanadier sind höflich. Wir sind vernünftig. Aber wir lassen uns nicht herumschubsen.“
Die Gruppe der Sieben, aus denen Trump die G8 machen wollte, sind nun gefühlt die G6. Sie werden sich hörbar machen müssen. Die Hoffnung, Trumps Anhänger könnten durch den Schaden klug werden, den ihnen ein Handelskrieg beschert, ist trügerisch. Meist richtet sich die Wut wegen Sanktionen gegen den äußeren Feind. Doch gibt es auch jene US-Amerikaner, die längst genug haben. Sie sind Europas wichtigste Verbündete. Kein Anführer sei für ewig da, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch vor dem Gipfel gesagt. Amerikas Wähler können Trump bei den anstehenden Midterm-Wahlen für seine Chaos-Politik abstrafen. Sie können ihn 2020 abwählen. Dafür müsste zwischen BasketballFinale und Nordkorea-Gipfel aber zu ihnen durchdringen, wie ernsthaft ihr Präsident das transatlantische Bündnis gerade beschädigt hat.