Thiem verliert das Grand-Slam-Finale
Dominic Thiem fand im größten Spiel seiner Karriere in Rafael Nadal seinen Meister. Der Spanier zeigte dem Österreicher, warum er der unangefochtene „König von Paris“bleibt.
Am Ende war es ganz klar: Dominic Thiem unterlag in Paris Rafael Nadal 4:6, 3:6, 2:6. Für Nadal war es der elfte Triumph bei den French Open.
Kommt es zur Machtübernahme auf dem prestigeträchtigsten Sandplatz der Welt? Diese Frage hat „König“Rafael Nadal eindrucksvoll mit Nein beantwortet. Der Spanier besiegte „Prinz“Dominic Thiem im Finale der French Open 6:4, 6:3, 6:2 und prolongierte damit seinen Erfolgslauf in Paris auf elf Triumphe. Der Österreicher, dem durchaus Außenseiterchancen eingeräumt wurden, wehrte sich nach Kräften, war gegen einen wieder einmal groß aufspielenden Nadal im Endeffekt ohne Chance.
„Ich bin mir sicher, dass du in ein paar Jahren als Sieger hier stehen wirst“, sagte der nun 17-fache Grand-Slam-Sieger in Richtung Thiem, der auf der roten Asche aktuell als sein größter Herausforderer gilt. Als wollte er sagen: „Ich spiele nämlich nicht mehr ewig.“Das würde dem 32-Jährigen freilich nie über die Lippen kommen, angesichts der größten Dominanz auf einem Belag in der Geschichte des Tennis wäre es aber nicht übertrieben. Thiem würdigte seinen Gegner, den er heuer in Madrid bezwingen konnte, als „einen der herausragendsten Sportler aller Zeiten“.
Die ganze Familie, viele Freunde und Verwandte waren eingeflogen. Jeder, der zur Karriere des 24-Jährigen aus Lichtenwörth etwas beigetragen hat, war beim Spiel seines Lebens dabei. Der Jubel beim Einmarsch war bei Nadal ungleich lauter. Wenngleich Thiem im Vorfeld von einem „Match wie jedem anderen“sprach, war er von der einzigartigen und noch nie erlebten Bühne wohl beeindruckt. Jedenfalls lag er schnell 0:2 zurück. Mit dem Rebreak aber war er im Match angekommen und 15.000 Zuschauer, darunter metierfremde Superstars wie Roger Waters (Pink Floyd), Hugh Grant und Zinédine Zidane, bekamen den erwarteten und erhofften hochklassigen Schlagabtausch der zwei besten Sandplatzspieler der Welt zu sehen.
Mit einem Break zu null gab der Österreicher dann aber wie aus dem Nichts Satz eins ab. Und nachdem er auch im zweiten Durchgang 0:3 zurücklag, entwickelte sich das Match in eine Richtung, wie es Thiem vermeiden wollte. Es war zu eindeutig, sodass die Stimmung am Court Philippe Chatrier mit dem Glauben an eine Überraschung schwand. Die Zuschauer wollten mehr sehen und unterstützten den Außenseiter, der sich nach Kräften und oft auch mit spektakulären Schlägen wehrte. Doch Nadal konnte auch in Thiems sehr guten Phasen, nach teils sensationellen Ballwechseln, zulegen. Er untermauerte speziell bei den wichtigsten Punkten, warum er von 112 Best-offive-Matches auf Sand nur zwei (!) verloren hat und warum Thiem zuvor von der „größten Herausforderung im Sport“gesprochen hatte.
Diese war für die Nummer sieben der Welt diesmal nicht zu meistern – 4:6, 3:6, 2:6 nach 2:52 Stunden intensivem, unterhaltsamem Tennis. Auch die Tatsache, dass Nadal in der Hand Krämpfe bekam, konnte keine Wende herbeiführen. „Das war ein beängstigender Moment, als ich meine Hand nicht mehr öffnen konnte“, erklärte er danach. Denn Thiem sei ein Spieler, der ihn zum Limit treibe. Fazit: Thiem spielte gut, teilweise sehr gut, aber eben nicht sein Bestes. Und das, mindestens das, ist nötig, um Nadals Vorherrschaft in Roland Garros zu beenden. „Elf Mal hier zu gewinnen, das kann man nicht einmal träumen“, sagte der Mallorquiner, der bei nicht enden wollenden Standing Ovations mit Freudentränen kämpfte. Thiem wiederum war mit seiner Leistung nicht zufrieden, mit dem Erreichten, seinem ersten Grand-Slam-Finale, aber umso mehr. „Ich erinnere mich an 2005, als du hier das erste Mal gewonnen hast. Da war ich elf und jetzt durfte ich hier gegen dich spielen. Ich hoffe, dass ich hier noch mehr Endspiele bestreiten und die Trophäe einmal halten darf. Am liebsten gegen dich, Rafa“, sagte der zweite Österreicher in einem Major-Finale nach Paris-Champion Thomas Muster 1995.