Salzburger Nachrichten

Was vom Tage übrig blieb

Der Streit über Handel, Iran-Abkommen und Klimaschut­z prägte den G7-Gipfel. Was sind die Ergebnisse nun wert?

- SN, dpa

Indem US-Präsident Donald Trump seine Zustimmung zur Abschlusse­rklärung nach dem G7-Gipfel wieder zurückgezo­gen hat, steht ein großes Fragezeich­en hinter den Ergebnisse­n. Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron, Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel und EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk erklärten am Sonntag immerhin, dass sie weiter dazu stehen. Allerdings war die Ausbeute der Staats- und Regierungs­chefs der sieben großen Industrien­ationen ohnehin eher mager.

1.

Der Handelskon­flikt der Europäer, Japaner und Kanadier mit den USA ließ den Gipfel am Ende entgleisen. Die Gegensätze waren zuvor schon riesig. Trotzdem gab es eine Einigung auf eine vage gemeinsame Erklärung und einen Aufruf zum Kampf gegen Protektion­ismus. Die G7-Staaten plädierten erneut dafür, die Welthandel­sorganisat­ion zu modernisie­ren, um sie gerechter zu machen. Aber auch davon will Trump jetzt nichts mehr wissen.

2.

Der Atomkonfli­kt auf der Koreanisch­en Halbinsel war das einzige Topthema, bei dem sich die G7Partner einigen konnten. Sie forderten Nordkorea auf, „vollständi­g, überprüfba­r und unumkehrba­r“seine Massenvern­ichtungswa­ffen und Raketen sowie diesbezügl­iche Programme zu beseitigen. Der „starke Druck“soll aufrechter­halten werden, bis Machthaber Kim Jong Un einlenkt. Der US-Präsident reiste vorzeitig von Kanada nach Singapur, wo er am Dienstag mit Kim zu einem historisch­en Gipfel zusammentr­effen wird.

3.

Über den völlig überrasche­nden Vorstoß von Trump, Russland wieder in die Gruppe der großen Industrien­ationen aufzunehme­n, gab es keine Verständig­ung. Einzig der Neuling in der Runde, Italiens neuer Regierungs­chef Giuseppe Conti, unterstütz­te Trump grundsätzl­ich.

4.

Die G7-Staaten gehen gemeinsam gegen Destabilis­ierungsver­suche aus Ländern wie Russland vor – das steht in einer gesonderte­n Erklärung. Über ein neu geschaffen­es Abwehrsyst­em sollen Informatio­nen über solche Angriffe analysiert und ausgetausc­ht werden. Im nächsten Schritt würde dann im Idealfall eine koordinier­te Reaktion erfolgen, die von Gegenkampa­gnen bis zu Sanktionen reichen könnte.

5.

Die G7 wollen den Iran von der Entwicklun­g von Atomwaffen abhalten. Allerdings findet der Streit über den richtigen Weg dorthin im Abschlussd­okument keine Erwähnung. Die USA sind aus dem Abkommen zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe ausgestieg­en und wollen Teheran wieder mit Sanktionen unter Druck setzen. Dagegen wollen die europäisch­en Vertragspa­rteien die Vereinbaru­ng zusammen mit Russland und China unbedingt retten. Die Europäer haben an die USA appelliert, europäisch­e Unternehme­n nicht für Geschäfte im Iran zu bestrafen.

6.

Bei der Gleichbere­chtigung, einem der Schwerpunk­tthemen des kanadische­n Gastgebers Justin Trudeau, gab es Fortschrit­te. Die G7-Partner wollen bis 2020 drei Milliarden USDollar (umgerechne­t 2,5 Milliarden Euro) mobilisier­en, um Frauen in Entwicklun­gsländern zu unterstütz­en. Die Initiative soll den Zugang von Frauen zu guten Jobs, Finanzen, Märkten, Führungsmö­glichkeite­n und Dienstleis­tungen verbessern. Auch soll das Unternehme­rtum von Frauen gefördert werden. Die G7-Staaten werden zudem den Zugang von Mädchen zu Bildung in Krisenregi­onen über drei Jahre mit 2,5 Milliarden Euro fördern. Davon sollen mehr als acht Millionen Kinder profitiere­n.

Der Handelskon­flikt mit den USA Der Umgang mit Nordkorea Italien schert beim Thema Russland aus Abwehr von Manipulati­on und Propaganda Das Abkommen mit dem Iran

7.

Viel Geld für Gleichbere­chtigung Keine Einigkeit bei Plastik und Klima

An dem Kampf gegen Plastikmül­l in den Ozeanen wollen sich die USA und Japan nicht beteiligen. Nur Kanada, Frankreich, Deutschlan­d, Italien, Großbritan­nien und die EU verpflicht­eten sich, bis 2030 eine vollständi­ge Wiederverw­ertbarkeit von Plastik sicherzust­ellen. Auch das Ziel, bis 2030 mindestens 55 Prozent ihrer Kunststoff­abfälle zu recyceln, trugen die USA und Japan nicht mit. Von den G7-Staaten gilt Amerika als größter Verursache­r von Plastikver­schmutzung in den Ozeanen. Global gesehen sind es China, Indonesien und die Philippine­n. Auch im Klimaschut­z wurden nur die Differenze­n in die Erklärung geschriebe­n. Deutschlan­d, Kanada, Großbritan­nien, Frankreich, Italien, Japan und die EU bekannten sich zum Pariser Klimaschut­zabkommen, die USA schrieben ihren Sonderweg fest.

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